Bedeutung und Hintergründe

X-Y-Theorie

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Vertrauen oder Kontrolle? Der richtige Umgang mit Angestellten

Jeder Mensch ist anders. Gleiches gilt für Verhaltensweisen und Grundeinstellungen. Doch was, wenn sich genau diese kategorisieren lassen? Diesem Ansatz folgte der amerikanische Professor für Management, Douglas McGregor. Seine X-Y-Theorie analysierte die Denkweise über Mensch und Motivation.

In der Theorie identifizierte McGregor zwei Menschenbilder und beschrieb deren Verhältnis zur Arbeit. So ermöglichte er es Unternehmen, individuell abgestimmte Führungskonzepte für ihre Belegschaft zu entwickeln, die die Motivation und Engagement effektiv steigern. Doch was genau ist die Grundlage der Theorie X-Y? Und sollte sie in heutigen Unternehmen noch eine Rolle spielen?

Was ist die X-Y-Theorie?

Die X- und Y-Theorie von Douglas McGregor ist eine Managementtheorie oder Führungsphilosophie aus dem Human Resource Management. Sie vergleicht zwei Menschenbilder miteinander, wobei die Buchstaben X und Y jeweils für ein Persönlichkeitsbild stehen:

  • Theorie Y: Motivation durch Selbstverwirklichung und Mitgestaltung
  • Theorie X: Motivation durch externe Maßnahmen wie Kontrolle und Belohnung

Person X gilt ganz allgemein als faul und passiv. Sie benötigt einen strukturierten und detaillierten Führungsstil mit strenger Arbeitskontrolle. Person Y hingegen ist engagiert und motiviert. Sie übernimmt Verantwortung und arbeitet ehrgeizig an Arbeitszielen. Sie benötigt keine verstärkte Form von Kontrolle.

Laut McGregor erfordert die Motivation dieser gegensätzlichen Menschen verschiedene Führungsstile, die auf Kontrolle und Vertrauen aufbauen. Die Menschenbilder seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kennen, ist demnach der Schlüssel zu Motivation und Engagement.

Die XY-Theorie nach McGregor stellt dem Bild des faulen Mitarbeiters das des ehrgeizigen Mitarbeiters gegenüber

Der Ursprung der X- und Y-Theorie

Douglas McGregor entwickelte die X-Y-Theorie in den 1950er- und 1960er-Jahren. Er studierte das Verhalten von Mitarbeitern in Einheit mit unterschiedlichen Managementkonzepten. Mit der Arbeit an der X-Y-Theorie kam McGregor zu dem Schluss, dass selbstbestimmte Arbeit in einer flachen Hierarchie sowohl Motivation als auch Engagement steigert. Bis heute gilt dieser Ansatz als Basis für den wirtschaftlichen Erfolg.

Grundlagen der X-Y-Theorie: So funktioniert McGregors Ansatz zur Motivationssteigerung

Die Grundlage der X- und Y-Theorie basiert auf dem Verhältnis zwischen dem Menschen, der Arbeit und dem Führungsstil eines Unternehmens. McGregor erkannte schon früh, dass Führungskräfte die Persönlichkeiten ihrer Mitarbeiter kennen und das Führungsverhalten entsprechend anpassen müssen. Im X-Y-Modell definierte er daraufhin zwei Menschenbilder, sowie die dazu nötigen Führungsstile, um das volle Potenzial eines Angestellten zu entfalten.

Theorie X und Y: Die direkte Gegenüberstellung der Menschenbilder

Menschenbild nach Theorie X Menschenbild nach Theorie Y
Der Mensch:

  • ist faul, antriebsschwach, träge
  • umgeht Arbeit
  • lehnt Verantwortung ab
  • will geleitet werden
  • ist extrinsisch motiviert (Belohnung, Bestrafung, Kontrolle)
Der Mensch:

  • ist kreativ, ehrgeizig, erfolgsorientiert
  • hat Freude an Leistung und Verantwortung
  • engagiert sich proaktiv
  • arbeitet diszipliniert und selbstbestimmt
  • ist intrinsisch motiviert
Die Arbeit ist:

  • ein Mittel zum Zweck
  • finanzielle Sicherheit
Die Arbeit ist:

  • Quelle der Zufriedenheit und Inspiration
  • Ort der Selbstverwirklichung
  • positiver Lebensbestandteil
Die Führungskraft:

  • ist zentral ausgerichtet
  • ist geprägt von Misstrauen
  • kontrolliert und bestraft streng
  • ist autoritär und druckvoll
  • führt strukturiert und detailliert
  • liefert Antworten und Vorgaben
Die Führungskraft:

  • hört aktiv zu und stellt Fragen
  • vertraut Angestellten
  • lädt zur Mitgestaltung ein
  • benötigt kaum Kontrolle
  • kooperiert und engagiert sich
  • ist inspirierendes Leitbild

Theorie X: Das Menschenbild vom faulen Mitarbeiter

Laut Theorie X ist der Durchschnittsmensch antriebsschwach, faul und träge. Die Arbeit ist lediglich ein Mittel zum Zweck. Sie bietet finanzielle Sicherheit und ist somit ein notwendiges Übel, um das Ziel der Rente zu erreichen. Theorie X geht davon aus, dass dieses Menschenbild Arbeit und Verantwortung prinzipiell ablehnt. Die Person X lässt sich leiten und erwartet, dass die Führungskraft Vorgaben liefert.

Dementsprechend setzt diese Theorie einen straffen, strukturierten und detaillierten Führungsstil mit häufigen Kontrollen durch die Führungskräfte voraus. Nur extrinsische Motivationsfaktoren nach dem Prinzip “Belohnung durch Handlung” führen zum Unternehmenserfolg.

Hinweis: McGregor beschreibt diese Herangehensweise des autoritären Führungsstils als fehlerhaft. Nehmen Führungskräfte von vornherein an, dass ihr Personal die Arbeit meidet, führt das zu einem druckvollen und dominanten Führungsverhalten. Das wiederum verstärkt das Menschenbild X.

Theorie Y: Das Menschenbild vom ehrgeizigen Mitarbeiter

Laut McGregor ist die Person Y antriebsstark, motiviert und zeigt eine hohe Eigeninitiative. Sie verfolgt ihre Ziele eigenständig und mit hoher Disziplin und Selbstkontrolle – auch ohne Belohnung. Das Menschenbild Y arbeitet gerne und hat Freude an Leistung und Fortschritt. Gerne nutzen diese Mitarbeiter ihre Kreativität als Schlüssel zur Problemlösung. Y-Personen sehen die Arbeit als eine Quelle der Zufriedenheit und positiven Bestandteil des Lebens. Die Unlust an der Arbeit ist lediglich eine Konsequenz schlechter Arbeitsbedingungen.

Durch die hohe Selbstdisziplin und -verpflichtung benötigt das Menschenbild Y kaum Kontrollen. Stattdessen übernimmt die Führungskraft eine unterstützende Position. Sie kooperiert aktiv, schenkt Freiraum sowie Vertrauen. Sie übernimmt einen kooperativen Führungsstil. Daraus entstehen Möglichkeiten zur Persönlichkeitsentfaltung, Mitgestaltung und Kooperation. Für das Menschenbild Y sind das Motivationsfaktoren, die das eigene Potenzial entfesseln.

Hinweis: Laut McGregor sollen Führungskräfte von der Theorie Y ausgehen. Vertrauen und Freiheit schaffen positive Leistungsanreize. Dementsprechend sind Mitarbeiter motivierter und engagierter. McGregor empfiehlt sogar, die Theorie X gänzlich aufzugeben. Führungskräfte, die nach Theorie X beurteilen, generalisieren ihre Mitarbeiter und das Prinzip der Arbeit.

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Erweiterung der X-Y-Theorie durch McGregor: Theorie Z

McGregor erweiterte seine X-Y-Theorie kurz vor seinem Tod um ein weiteres Menschenbild. Diese neue Persönlichkeit steht zwischen X und Y. Die Theorie Z beinhaltet also Ansätze von den Theorien X und Y.

Laut McGregor verhält sich das Menschenbild Z abhängig vom jeweiligen Kontext. In diesem theoretischen Konzept gelten Fachkräfte als Generalisten. Führungskräfte motivieren ihr Personal durch kontinuierliches Training und regelmäßige Rotationen im Unternehmen.

Achtung: Die Theorie Z ist kein eigener Bestandteil von McGregors X-Y-Theorie. Sie ist ein Eingeständnis, dass sich das Arbeitsverhalten einer Person nicht pauschal kategorisieren lässt.

Bedeutung für Unternehmen: Warum ist die X-Y-Theorie wichtig?

Erkenntnisse aus dem Bereich der Human Resources sind essenziell für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Verstehen Führungskräfte die Menschen hinter ihren Angestellten, entfesseln sich versteckte Potenziale.

Genau deswegen hat McGregor’s X-Y-Theorie eine große Bedeutung für Unternehmen. Erkenntnisse helfen, das Verhältnis zwischen Motivation, Arbeit und Unternehmensführung zu verstehen und für sich zu nutzen. Besonders positive Auswirkungen hat, laut McGregor, die Theorie Y. Sie hilft der Belegschaft und den Führungskräften gleichermaßen, da sie …

  • … die Mitarbeiterzufriedenheit steigert und das Personal länger ans Unternehmen bindet.
  • … Mitarbeiter zur selbstständigen Arbeit motiviert.
  • … durch selbstbestimmte Arbeit Ressourcen für zusätzliche Kontrollen einspart.
  • … Innovationen durch Möglichkeiten zur Entfaltung und Mitgestaltung vorantreibt.
  • … höheres Vertrauen zwischen Führung und Personal schafft.

X-Y-Theorie im Unternehmen integrieren: Das gilt es zu beachten

Laut McGregor ist eine positive Ausrichtung der Führung auf Basis der Theorie Y der negativen Theorie X vorzuziehen. Generell empfiehlt es sich jedoch, von der Schubladen-Denkweise wegzukommen. Denn auch vom kooperativen Führungsstil fühlen sich nicht alle Menschen angesprochen.

Auch die Art, wie mit Mitarbeitern in verschiedenen Unternehmen umgegangen wird, hat häufig mit den Menschenbildern der Führungskräfte zu tun. Dies kann im Falle von einigen Top-Führungskräften hunderttausende Mitarbeiter betreffen. Diese haben die Konsequenzen für ein engstirniges Menschenbild zu tragen.

Wichtig ist es, positive Anreize zu setzen, die dem Arbeitsumfeld und der Unternehmensstruktur entsprechen. Daher ist es nicht empfehlenswert, einer Theorie bis ins Mark zu folgen. Sonst drängt der entsprechende Führungsstil die Belegschaft in eine Ecke.

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