Definition und Bedeutung

VUCA

6 Min. Lesezeit | Zur Lexikon-Übersicht

Was VUCA bedeutet: Die Herausforderungen der VUCA-Welt

Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit: Die englischen Übersetzungen dieser Charakteristiken, Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity, bilden das Kunstwort VUCA. Diese Worte charakterisieren zum einen die moderne Welt der Gegenwart. Gleichzeitig bilden sie in einer Modellfunktion eine Orientierungshilfe für Unternehmen, um aktiv mit den Herausforderungen und Chancen dieser Welt umzugehen.

Woher stammt die VUCA-Definition?

Das hinter dem VUCA-Begriff stehende Prinzip geht zurück auf die US-Wirtschaftsprofessoren Burton Nanus (1936 bis 1997) und Warren Bennis (1925 bis 2014), die 1985 gemeinsam das Buch “Leaders: Strategies for taking charge” veröffentlichten. In Deutschland erschien das Werk unter dem Titel “Führungskräfte: Die vier Schlüsselstrategien erfolgreichen Führens”. Auch wenn die Autoren das Kunstwort VUCA in ihrem Buch nicht explizit nutzten, beeinflusste es in hohem Maße weitere Auseinandersetzungen mit dem Thema – darunter das 1991 von Herbert F. Barber veröffentlichte Werk “Developing Strategic Leadership: The US Army War College Experience”.

Der politische Hintergrund

Doch warum war bzw. ist die Welt seit rund 40 Jahren volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig? Der Hintergrund ist ein politischer: Das Konzept von VUCA entstand vor dem Hintergrund des Endes Kalten Krieges zwischen den Westmächten, die durch die USA angeführt wurden, sowie der ehemaligen Sowjetunion und ihrer Verbündeten. Im November 1990 wurde der Kalte Krieg mit der Charta von Paris formell beigelegt – folglich gab es den Konflikt zwischen den 2 Supermächten nicht mehr. Da dadurch weltweit neue Strukturen und Kräftebalancen entstanden, wurde die politische und wirtschaftliche Realität deutlich komplexer. Dies stellte auch das US-Militär in einem Forschungsbericht 1992 fest und schrieb die Erstnennung des Kunstwortes VUCA dem hochrangigen US-General Maxwell Reid Thurman (1931-1995) zu.

Die Evolution von VUCA

Noch heute steht VUCA in zahlreichen Veröffentlichungen für eine moderne Welt, die von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit geprägt ist. Dabei wird die Abkürzung VUCA häufig im Unternehmenskontext genannt, um die veränderten Marktbedingungen sowie die komplexen Rahmenbedingungen moderner Organisationssysteme zu beschreiben und dafür Lösungen zu finden. Ein neues Zeitalter mit Herausforderungen und großem Potenzial – auch für den HR-Bereich.

Die VUCA-Welt erfordert agiles Denken und Handeln

Veränderungen erfordern ein neues Mindset

Wie wird also das VUCA-Konzept auf die heutige Realität angewendet? Die moderne (Arbeits-)Welt zeichnet sich durch bestimmte Merkmale aus. So handeln viele Unternehmen global. Auch die Digitalisierung bestimmt den Alltag und die Lebensrealität der meisten Menschen, sowohl für  Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer und Kunden. Mitarbeiter, und ganz speziell Führungskräfte, müssen sich heute sehr viel kurzfristiger auf Veränderungen einstellen, als dies noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Die Rahmenbedingungen ihres Marktumfelds verändern sich schnell. Entsprechend ist ein agiles Mindset gefragt, um die Herausforderungen der VUCA-Welt erfolgreich zu meistern und Volatilität sowie Unsicherheit in Innovation und Fortschritt umzumünzen.

Dieser Gedanke spiegelt sich auch in den Visionen und Leitbildern vieler Organisationen wider. „Zunehmend selbstorganisierte Unternehmen benötigen starke koordinative Leitplanken, Mitarbeiter fordern einen tieferen Sinn ihrer Arbeit, Investoren erwarten die Ausrichtung am Long-Term-Value und die Gesellschaft wünscht sich einen positiven Beitrag von Unternehmen zum Gemeinwohl. Unternehmen müssen diese neue Realität anerkennen und sich darauf ausrichten,” resümiert die Hórvath Leitbild-Studie 2020.

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Die VUCA-Welt einfach erklärt

Die vergangenen Jahre, stark geprägt durch die Themen Klimaschutz, die Covid-19-Pandemie und die angespannte weltweite geopolitische Lage, haben gezeigt, wie fragil Lieferketten sind, wie schnell sich Kundenerwartungen verändern und wie kürzere Produktlebenszyklen die Wirtschaft beeinflussen. Aber auch innerhalb von Unternehmen kommt es durch VUCA zu Situationen, die Führungskräfte und Unternehmensberatungen vor Herausforderungen stellen. Was bedeutet VUCA also auf Organisationsebene – insbesondere im Bereich HR?

Was bedeutet VUCA: Die Herausforderungen auf einen Blick

  • Volatilität: Märkte sind heute volatiler – das heißt schwankender – als jemals zuvor. Aktuelle Geschehnisse, Themen und Krisen beeinflussen Angebot und Nachfrage. Unternehmen tragen dieser Herausforderung Rechnung, indem sie sich agil aufstellen, um schnell reagieren zu können. Viele New Work-Modelle berücksichtigen die Volatilität der Märkte, indem sie flexibles, dezentrales Arbeiten ebenso wie einen teamübergreifenden Wissensaustausch ermöglichen und fördern.
  • Unsicherheit: Märkte können sich schnell verändern. Wann und wie das genau geschieht, ist jedoch kaum prognostizierbar. Allen Vorhersagen zum Trotz steht das Thema Unsicherheit hoch oben auf den Unternehmensagenden vieler Firmen. Hier sind Flexibilität und eine sensible Unternehmens- und Mitarbeiterführung gefragt.
  • Komplexität: Moderne Märkte sind sehr komplex, da zahlreiche Abhängigkeiten bestehen. Die Personalverfügbarkeit etwa kann auch von der geopolitischen Lage, komplizierten Visa-Vergaben und der Lebenssituation von Fachkräften abhängen. Professionelles Krisenmanagement in HR hilft dabei, der wachsenden Komplexität zu begegnen.
  • Mehrdeutigkeit: Informationen können heutzutage ganz unterschiedlich interpretiert werden – in Zeiten der wachsenden Vernetzung und des enormen Informationsangebots des World Wide Web gilt dies stärker als in anderen Jahrzehnten. Für Unternehmen ist es nicht einfach, mit dieser Mehrdeutigkeit umzugehen. Agile Führung versucht, sich flexibel diesen Herausforderungen zu stellen und erfolgreich in einem lebhaften Markt zu agieren.

Das passiert, wenn Menschen VUCA als Chance begreifen

Natürlich bringt die VUCA-Welt Herausforderungen mit sich, für die nicht jedes Unternehmen im gleichen Maße vorbereitet ist. Change Management erfordert Zeit, Know-how und eine aktive, kollaborative Auseinandersetzung mit einer Vielzahl von Themen. Und doch steckt in VUCA auch jede Menge Potenzial. Denn:

  • Volatilität und Unsicherheit sind Gegenteile von Starrheit und Stillstand. Das begünstigt auch Innovation und Mut zur Veränderung. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die über ein agiles Mindset verfügen, zeichnen sich durch eine hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit aus. Sie lernen aus Krisen und zeigen Mut zur Innovation.
  • Komplexität lässt sich nur im Team lösen. Jeder Mitarbeiter verfügt über unterschiedliche Fähigkeiten und Blickwinkel. Im engen Austausch gelingt es auch über Ländergrenzen hinweg, mithilfe einer ganzheitlichen Sichtweise Komplexität zu entwirren – und Strategien zu entwickeln, die die aus Komplexität entstehende Vielfalt nutzen.
  • Mehrdeutigkeit hat den Vorteil, dass sie unterschiedliche Interpretationen zulässt. Dadurch kann auch Neues entstehen, wenn Mitarbeiter über ihren Tellerrand blicken und in den Austausch gehen.

Diese Skills sind gefragt

Zu den Kompetenzen, die in der VUCA-Welt gefragt sind, gehören insbesondere:

  • Agilität: Gemeint ist die Fähigkeit, sich schnell und flexibel auf neue Gegebenheiten und Herausforderungen einzustellen – sowohl als Unternehmen, als auch als Mitarbeiter.
  • Teamorientierung: Teamplayer sind heute unverzichtbar. Eine offene, wertschätzende Kollaboration ist wertvoll – über Zeit-, Länder- und Kultur-Grenzen hinweg.
  • Anpassungsfähigkeit: Neue Herausforderungen erfordern ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit.
  • Lernbereitschaft: Neue Technologien und veränderte Prozesse setzen Lernbereitschaft voraus.

Neue Jobs und Denkmuster in der VUCA-Arbeitswelt

New-Work-Modelle, die Arbeitszeiten und -orte flexibilisieren und durch moderne Technologie erst möglich werden, sind bereits eine sehr konkrete Antwort auf die Fragestellungen der VUCA-Welt. Dabei stehen auch die HR-Abteilungen vor VUCA-Herausforderungen, denn die Anforderungen an eine ausgeschriebene Rolle können sich schnell verändern – ebenso wie die Dynamiken des Arbeitsmarktes.

In den vergangenen 20 Jahren ist eine Vielzahl an neuen Berufsbildern und Anforderungen aufgetaucht, die aus der Digitalisierung erwachsen sind. Neben diesen neuen Berufsbildern verändern sich auch etablierte Rollen im Unternehmen. Dies erfordert wiederum neue Kompetenzen und Skills – bereits im Recruiting-Prozess, der in der Regel online stattfindet.

Personaler und andere Führungskräfte im Unternehmen machen sich die Vorteile moderner VUCA-Zeiten zunutze, indem sie offen für Veränderung sind und den Dialog fördern sowie aktiv suchen. Das fängt im Recruiting-Prozess an, wenn sich Unternehmen und potenzielle Mitarbeiter kennenlernen – und setzt sich in einer aktiv gelebten Feedback-Kultur fort. Auch in der Gunst von Talenten stehen Unternehmen hoch, wenn sie Agilität zeigen und Veränderungen annehmen.

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