Modelle sowie Vor- und Nachteile

Betriebliche Altersvorsorge

7 Min. Lesezeit | Zur Lexikon-Übersicht

So profitieren Angestellte und Unternehmen von der betrieblichen Rente

Die betriebliche Altersvorsorge ist ein wichtiger Baustein der Alterssicherung, der insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und demografischer Veränderungen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Sie ist zwar eine komplexe Methode, lohnt sich aber sowohl für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auch für Unternehmen.

Damit beide Seiten wirklich von einer betrieblichen Altersversorgung profitieren, müssen sie die unterschiedlichen Durchführungswege und die damit verbundenen Konditionen genau verstehen. Dadurch gelingt es, die Einführung der betrieblichen Altersvorsorge sorgfältig zu planen.

Was ist eine betriebliche Altersvorsorge?

Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) dient als Ergänzung zur gesetzlichen Rentenversicherung und hilft den Arbeitnehmern, im Ruhestand ihren Lebensstandard zu sichern.

Das Betriebsrentengesetz (BetrAV) von 1974 bildet das rechtliche Fundament für Regelungen zur betrieblichen Altersversorgung. Es legt unter anderem die Kriterien für den Anspruch auf eine bAV fest, wie Leistungen bei Arbeitsplatzwechsel oder -verlust erhalten bleiben und wie monatliche Betriebsrenten im Falle einer Insolvenz geschützt sind.

Ist die betriebliche Altersvorsorge für Arbeitgeber Pflicht?

In Deutschland wurde die betriebliche Altersvorsorge lange freiwillig durch den Arbeitgeber angeboten. Seit 2019 besteht für Neuverträge die Pflicht zu einer bAV, sobald Mitarbeiter die Finanzierung durch eine Gehaltsumwandlung eigeninitiativ in Anspruch nehmen und in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert sind.

Wer hat Anspruch auf eine betriebliche Altersvorsorge?

In Deutschland hat jeder Arbeitnehmer seit 2002 einen gesetzlichen Anspruch darauf, dass der Arbeitgeber es ermöglicht, Teile des Bruttogehalts für die betriebliche Altersvorsorge umzuwandeln. Darüber hinaus können Arbeitgeber zusätzliche betriebliche Altersvorsorgemodelle freiwillig anbieten.

Betriebliche Altersversorgung ist für viele Mitarbeiter ein wichtiger Bestandteil ihrer Rente

Welche Arten der betrieblichen Altersvorsorge gibt es?

Es existieren 5 Arten der betrieblichen Altersvorsorge, die jeweils unterschiedliche Charakteristika und steuerliche Behandlungen aufweisen:

  1. Direktzusage (Pensionszusage): Der Arbeitgeber sagt zu, dem Arbeitnehmer ab Rentenbeginn eine Rente aus Unternehmensmitteln zu zahlen. Dies erfordert, dass das Unternehmen Pensionsrückstellungen bilden.
  2. Unterstützungskasse: Beiträge des Unternehmens werden an eine rechtlich selbstständige Versorgungseinrichtung – die Unterstützungskassen – abgegeben. Die Kassen verwalten das Geld, der Arbeitnehmer zahlt in der Regel keine eigenen Beiträge.
  3. Pensionskasse: Pensionskassen sind externe Versorgungseinrichtungen, bei denen sowohl Arbeitgeber als auch gegebenenfalls Arbeitnehmer in diverse Anlageoptionen investieren.
  4. Pensionsfonds: Diese Fonds funktionieren ähnlich wie die Pensionskassen, bieten jedoch die Möglichkeit, in renditeorientierte Anlagen zu investieren – meist am Kapitalmarkt. Dies kann höhere Erträge einbringen, ist aber risikoreicher.
  5. Direktversicherung: Eine Lebensversicherung, die der Arbeitgeber auf das Leben des Arbeitnehmers abschließt. Die Beiträge werden direkt in der Lohnabrechnung vom Bruttogehalt des Arbeitnehmers abgeführt oder vom Arbeitgeber übernommen.

Wer zahlt die betriebliche Altersvorsorge?

Die Finanzierung der betrieblichen Altersvorsorge kann durch den Arbeitgeber oder den Arbeitnehmer erfolgen. Dies ist abhängig von der Art der Vorsorge und den betrieblichen Vereinbarungen:

  1. Arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorge: Hier trägt der Arbeitgeber die Kosten alleine, was häufig bei Direktzusagen und Unterstützungskassen der Fall ist.
  2. Entgeltumwandlung: Bei der sogenannten Entgeltumwandlung wandeln Arbeitnehmer Teile ihres Lohnes oder Gehalts um, die direkt in die bAV fließen – vornehmlich eine Direktversicherung. Die Abgaben sind bis zu einer Höhe von 302 Euro im Monat in der bAV steuerfrei.
  3. Mischfinanzierung: Oft beteiligen sich sowohl Arbeitgeber als auch Angestellte an den Beiträgen. Meist zahlt der Arbeitnehmer durch Entgeltumwandlung Beiträge ein, die vom Arbeitgeber durch Zuschüsse ergänzt werden.
  4. Arbeitgeberzuschuss: Zusätzlich zu den eingezahlten Beiträgen des Arbeitnehmers leistet der Arbeitgeber einen Zuschuss. Voraussetzung ist die Entgeltumwandlung über eine Direktversicherung oder Pensionskasse.

Wie viel zahlt der Arbeitgeber in die betriebliche Altersvorsorge?

Arbeitgeber sind laut § 1a Betriebsrentengesetz (BetrAVG) dazu verpflichtet, 15 Prozent vom Bruttogehalt als Arbeitgeberzuschuss in die betriebliche Altersvorsorge zu zahlen. Voraussetzung ist, dass die bAV als Entgeltumwandlung über eine Direktversicherung, Pensionskasse oder einen Pensionsfonds läuft.

Das genaue Ausmaß hängt von der Betriebsvereinbarung und der Art der bAV ab. Viele Arbeitgeber bieten eine Grundfinanzierung an und ermöglichen es den Mitarbeitern, durch eigene Beiträge die Höhe der späteren Leistungen zu steigern.

Wie läuft eine betriebliche Altersvorsorge ab?

Nach der Entscheidung für einen Durchführungsweg und einen Anbieter zahlt der Arbeitgeber (und möglicherweise der Arbeitnehmer) monatliche Beiträge in die bAV. Diese Beiträge werden angelegt, um die späteren Rentenzahlungen zu finanzieren. Die genauen Bedingungen, wie Auszahlungsbeginn, Höhe der Rente und Beitragsanpassungen, sind in der Versorgungsordnung festgelegt.

Bis zum Renteneintritt wird fortwährend in die Rentenkasse eingezahlt. Ab Renteneintritt zahlt das Unternehmen dann eine monatliche betriebliche Rente aus – auch eine Einmalzahlung ist möglich. Alternativ erhalten die Arbeitnehmer über die Direktversicherungen, Pensionskassen oder Pensionsfonds die monatlichen Beiträge ausgezahlt.

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Vor- und Nachteile der betrieblichen Altersvorsorge

Welche Vorteile hat die betriebliche Altersvorsorge für Arbeitnehmer?

  • Steuerliche Vorteile: Beiträge werden direkt vom Bruttogehalt abgezogen, bevor Steuern und Sozialversicherungsbeiträge berechnet werden.
  • Zusätzliche Rente: Die bAV ergänzt die gesetzliche Rente, was dazu beiträgt, den Lebensstandard im Alter zu erhöhen oder zumindest zu sichern.
  • Arbeitgeberbeiträge: Viele Arbeitgeber leisten zusätzliche Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge der Arbeitnehmer, was den Wert des Rentenpakets erhöht.
  • Flexibilität: Einige Formen der betrieblichen Altersvorsorge bieten Optionen, um die verschiedenen Anlagestrategien individuell anzupassen.
  • Portabilität: Beiträge in der betrieblichen Altersvorsorge können bei einem Arbeitgeberwechsel übertragen oder fortgeführt werden, wenn der Arbeitnehmer diese selbst eingezahlt hat.
  • Insolvenzsicherung: Die Ansprüche aus der bAV sind durch den Pensionssicherungsverein gegen Insolvenz des Arbeitgebers geschützt.

Welche Vorteile hat die betriebliche Altersvorsorge für Arbeitgeber?

  • Mitarbeiterbindung: Eine betriebliche Altersvorsorge ist ein attraktives Zusatzangebot, das hilft, die Fluktuationsrate zu verringern und qualifizierte Mitarbeiter langfristig zu binden.
  • Wettbewerbsvorteil: Unternehmen mit bAV positionieren sich durch ihr Employer Branding als attraktive Arbeitgeber.
  • Steuerliche Vorteile: Durch den Arbeitgeber geleistete Abgaben zur betrieblichen Rente sind als Betriebsausgaben steuerlich absetzbar. Dies ermöglicht erhebliche Steuerersparnissen.
  • Verbesserte Arbeitsmoral: Eine betriebliche Altersvorsorge verbessert die Arbeitsmoral und das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeiter, da sie sich um ihre finanzielle Zukunft weniger sorgen.

Welche Nachteile hat die betriebliche Altersvorsorge für Arbeitnehmer?

  • Geringeres Gehalt: Leisten Arbeitnehmer Beiträge aus ihrem Bruttogehalt, sinkt ihr Einkommen zugunsten ihrer Rentenabsicherung.
  • Geringere gesetzliche Rente: Die Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge werden vom Bruttogehalt abgezogen, weshalb dafür keine Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung gezahlt werden. Dies mindert folglich die zukünftige Rente. Eine bAV lohnt sich, wenn sie die Differenz zur staatlichen Rente ausgleicht.
  • Komplexität: Die Vielfalt der Durchführungswege macht die bAV komplex, wodurch Interessenten oft professionelle Beratung benötigen.
  • Anlagerisiko: Gerade bei Anlageformen wie Pensionsfonds oder Direktversicherungen mit Kapitalmarktinvestitionen besteht ein finanzielles Risiko, da Renditen schwanken können, was sich auf die Höhe der späteren Rentenauszahlungen auswirkt.
  • Spätere Besteuerung: Obwohl Einzahlungen zu einer sofortigen Steuerersparnis führen, fallen bei den späteren Rentenauszahlungen Abgaben an die Einkommenssteuer sowie für gesetzlich Krankenversicherte an Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung an.
  • Arbeitgeberwechsel: Ist der Jobwechsel mehr als 12 Monate her oder liegt der gesparte Betrag über 90.600 Euro, kann die bAV wahrscheinlich nicht mit zum neuen Arbeitgeber übernommen werden.

Welche Nachteile hat die betriebliche Altersvorsorge für Arbeitgeber?

Für Arbeitgeber entstehen bei der bAV keine erheblichen Nachteile, auch wenn die Zuschüsse von mindestens 15 Prozent als Nachteil gesehen werden können. Jedoch fördern viele Unternehmen die betriebliche Altersversorgung freiwillig, da diese ein überzeugender Corporate Benefit darstellt.

Auch der Nachteil des höheren Verwaltungsaufwands lässt sich schnell entkräften, sobald Unternehmen zur Verwaltung der betrieblichen Altersvorsorge auf Software-Lösungen setzen – etwa ein digitales Lohnprogramm.

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Wann lohnt sich eine betriebliche Altersvorsorge?

Wann lohnt sich eine betriebliche Altersvorsorge aus Sicht des Arbeitnehmers?

Die betriebliche Altersvorsorge lohnt sich für Arbeitnehmer, deren gesetzliche Rente voraussichtlich nicht ausreicht, um ihren Lebensstandard zu halten und die von steuerlichen sowie sozialversicherungsrechtlichen Vergünstigungen profitieren möchten. In jedem Fall sollten Arbeitnehmer prüfen, inwiefern sich die angebotenen Optionen zur betrieblichen Rentenversicherung wirklich lohnen. Für manche Arbeitnehmer eignet sich die staatliche Förderung durch Riester- und Privatrenten eventuell besser zur Vorsorge als eine bAV.

Wann lohnt sich eine betriebliche Altersvorsorge aus Sicht des Arbeitgebers?

Arbeitgeber nutzen die bAV vor allem zur Mitarbeitergewinnung und -bindung. Die Option, die Beiträge steuerlich als Betriebsausgaben abzusetzen, stellt ebenfalls einen finanziellen Anreiz dar.

Wie viel sollte man in die betriebliche Altersvorsorge einzahlen?

Das ist davon abhängig, welche finanziellen Möglichkeiten der Arbeitnehmer hat. Allgemein gilt, dass sich eine betriebliche Altersvorsorge lohnt, sobald sich der Arbeitgeber mit 20 Prozent beteiligt. Es ist ratsam, sich hierzu individuell beraten zu lassen, um eine optimale Entscheidung zu treffen.

Ist die betriebliche Altersvorsorge steuerfrei?

Im Jahr 2024 sind die Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge laut § 3 Nr. 63 EstG bei Entgeltumwandlung bis zu einem Betrag von 3.624 Euro pro Jahr sozialversicherungsfrei. Bei der Steuer gilt ein Freibetrag von 7.248 Euro pro Jahr.

Läuft die betriebliche Rente über die Direktzusage oder eine Unterstützungskasse, gilt lediglich die Sozialversicherungsgrenze bis 302 Euro pro Monat.


Disclaimer

Die Inhalte dieses Beitrags sind sorgfältig recherchiert, stellen jedoch keine Rechtsberatung dar. Bitte wenden Sie sich bei konkreten rechtlichen Fragen an einen spezialisierten Fachanwalt.

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