HR · Zeitwirtschaft

Wie Sie den Bradford-Faktor berechnen: Definition und Formel

Der Bradford-Faktor erkennt laut Definition Muster in den Abwesenheiten von Mitarbeitern

08. Februar 2018 · 5 Min. Lesezeit · HRworks Redaktion

Personalabteilungen erhalten mit dem Bradford-Faktor ein weiteres, nützliches HR-Analyseinstrument. Der Bradford-Faktor dient dazu, den sogenannten Absentismus von Arbeitnehmern zu messen. Der Faktor gibt Hinweise auf Muster in den Fehlzeiten eines Mitarbeiters und kann dabei helfen, die Neigung zur bewussten, motivationsbedingten Abwesenheit frühzeitig zu erkennen und dieser entsprechend entgegenzuwirken.

Was ist der Bradford-Faktor? Definition

Bei dem Bradford-Faktor handelt es sich um ein Mittel, um die Abwesenheiten von Mitarbeitern zu analysieren. Wissenschaftler der britischen Bradford University School of Management entwickelten den Faktor in den 1980er Jahren, um herauszufinden, ob Mitarbeiter krankheits- oder motivationsbedingt fehlen. Wie bedeutend die motivationsbedingte Abwesenheit von Arbeitskräften ist, zeigen Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IWD): Das sogenannte Blaumachen verursacht einen jährlichen Arbeitsausfall von bis zu 60 Milliarden Euro.

Warum es wichtig ist, Absentismus mit dem Bradford-Faktor zu berechnen

Fehlt ein Mitarbeiter immer wieder unvermittelt, für kurze Zeit und häufig zu den gleichen Wochentagen, kann dies ein Anzeichen für Absentismus sein. Bei diesem Phänomen entscheidet sich der Arbeitnehmer selbst, ohne medizinische Indikation, zur Abwesenheit vom Arbeitsplatz. Die Gründe für Absentismus können vielfältig sein:

  • Überforderung durch zu hohe Arbeitslast oder zu komplexe Aufgaben.
  • Unterforderung durch fehlende Aufgaben oder Tätigkeiten unterhalb des eigenen Kompetenzniveaus.
  • Negatives Arbeitsklima durch unklare Strukturen, mangelnde Wertschätzung oder gar Mobbing
  • Private Angelegenheiten wie Probleme in der Beziehung, finanzielle Schwierigkeiten oder Todesfälle in der Familie.

Im umgekehrten Fall, also wenn Angestellte sogar im Krankheitsfall zur Arbeit kommen, spricht man übrigens von Präsentismus.

Fakt ist: Häufige, kurzfristige Ausfälle eines Teammitgliedes sorgen nicht nur für ein schlechtes Betriebsklima, sie wirken sich auch negativ auf die Leistungsfähigkeit einer Abteilung und auf die Gesamtleistung des Unternehmens aus. Termine mit Kunden müssen abgesagt und Deadlines verschoben werden. Somit bleiben To-dos unerledigt und es fällt häufig Mehrarbeit für die Kollegen an. Am Ende leidet die Effizienz und Produktivität des gesamten Unternehmens. Genau aus diesem Grund ist es für HR-Verantwortliche entscheidend, die Anzahl der Abwesenheiten ihrer Mitarbeiter im Blick zu behalten und so Anzeichen von Absentismus frühzeitig zu erkennen.

Marko Kiesel

Persönliches Gespräch vereinbaren

Abwesenheiten digital verwalten

Erfahren Sie von den HRworks-Produktexperten, wie Sie in Ihrem Unternehmen Ihre Abwesenheiten mit einer Software rundum effizient verwalten.

Die Bradford-Formel: Wie Sie den Bradford-Faktor berechnen

Der Bradford-Faktor setzt die Häufigkeit von Krankmeldungen in Relation zur Gesamtfehlzeit eines Mitarbeiters innerhalb der letzten 52 Wochen. Dabei erreichen Personen mit häufigen, kurzen Fehlzeiten einen höheren “Bradford-Score” (auch bekannt als “Bradford-Index”).

Die Bradford-Faktor-Formel lautet:

B = S² x D

Bradford Faktor [B] = Anzahl der Krankheitsfälle (Sick) [S] im Quadrat x Gesamtfehlzeit (Duration) [D]

Haben HR-Manager die Berechnung des Bradford-Faktors mithilfe eines Bradford-Faktor-Rechners abgeschlossen, erfolgt die Auswertung. Je nach erreichtem Score folgen unterschiedliche Handlungsempfehlungen aus der Bradford-Analyse:

  • Score 1 bis 200: Es besteht kein Anzeichen für Absentismus und somit kein Handlungsbedarf.
  • Score 201 bis 449: Es gibt erste Anzeichen für motivationsbedingten Absentismus.
  • Ab einem Score von 450: Es besteht dringender Handlungsbedarf.
Mit dem Bradford-Faktor berechnen Sie motivationsbedingte Abwesenheiten von Mitarbeitern
Newsletter Icon dunkelblau

Zum HRworks-Newsletter anmelden

Mit unserem Newsletter bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Erhalten Sie regelmäßige Updates zu neuen Produkt-Funktionen, HR-Events oder wichtigen Gesetzesänderungen. Alle wichtigen Infos direkt in Ihrem Posteingang.

Die Vorteile und Nachteile des Bradford-Faktors

Der Bradford-Faktor ist nicht unumstritten: Einerseits wirkt er wie ein Warnsystem, mit dem Unternehmen frühzeitig das Absentismus-Risiko bei einzelnen Mitarbeitern entdecken. Doch was sinnvoll ist, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen, stellt Angestellte mit einem hohen Bradford-Score schnell unter den Generalverdacht des umgangssprachlichen Blaumachens. Deswegen muss der berechnete Faktor im Einzelfall selbstverständlich genauer betrachtet und interpretiert werden. Eine wichtige Aufgabe für HR-Managerinnen und HR-Manager ist es daher, den Austausch mit den betroffenen Personen zu suchen, beispielsweise indem sie ein Mitarbeitergespräch mit dem entsprechenden Mitarbeiter vereinbaren.

Der Bradford-Faktor bei HRworks

HRworks berechnet den Bradford-Faktor für jede in HRworks angelegte Person automatisch. In einer speziellen Übersicht in der HR-Software sehen HR-Manager alle Abwesenheiten der Mitarbeiter einer Abteilung auf einen Blick. Visuell dargestellt zeigt die Krankheits-Heatmap, ob eine Person häufiger an bestimmten Wochentagen abwesend ist. In HRworks lesen Admins den Bradford-Faktor auf der Seite des Gesundheitsmanagements aus.

Wichtig: Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter einen hohen Bradford-Score aufweist, ist es in jedem Fall wichtig, über die Hintergründe für die hohe Anzahl an Abwesenheiten Bescheid zu wissen. So bietet sich beispielsweise ein Jahresgespräch an, um die Umstände dafür zu erfahren und um gemeinsam eine Lösung zu suchen.

Leitfaden: So gelingt die Einführung einer HR-Software

Leitfaden zum Download

So gelingt die Einführung einer HR-Software

Ob Krankmeldungen, Abwesenheiten oder Arbeitszeiten: Via Personalverwaltungs-Software erhalten Sie praktische Lösungen für Ihre Abwesenheitsverwaltung und Zeiterfassung. Erfahren Sie jetzt, wie Sie bei der Auswahl und Einführung vorgehen.

Die neuesten Beiträge der HRworks-Redaktion

Bei New Pay geht es darum, Gehaltsmodelle neu zu denken
24. April 2024 · 8 Min. Lesezeit

New Pay: Neue Wege in der Vergütung?

Spätestens seit der EU-Richtlinie zur Lohntransparenz beschäftigen sich Firmen mit New Pay. Doch was steckt hinter dem Trend, der Gehaltsmodelle modernisieren will? Wie viel von …

Recrutainment ist die Gamifcation des Recruitings
17. April 2024 · 6 Min. Lesezeit

Recrutainment: Wie Sie “spielerisch” Personal gewinnen

In Zeiten des Personal- und Fachkräftemangels ist mitunter Kreativität gefragt, um Talente vom eigenen Unternehmen zu überzeugen. Ein spielerischer Ansatz ist dabei Recrutainment – wobei …

Zurück zur Übersicht