Job Crafting: 5 Vorteile, wenn Mitarbeiter ihre Arbeit selbst gestalten
Die Vorstellung von der eigenen Arbeitsstelle als starres und von oben vorgegebenes Aufgabenpaket wandelt sich. Eine sich schnell verändernde Arbeitswelt und die digitale Transformation tragen dazu bei, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Job zunehmend selbst gestalten. Dieser Trend erhöht ihre Produktivität und bringt Unternehmen voran – sofern sie ihn richtig einsetzen. Doch wie lautet die Definition von Job Crafting und welche weiteren Vorteile bietet diese Entwicklung?
Was ist Job Crafting? Definition
Beim Job Crafting ändern Angestellte eigenständig die Aspekte ihres Jobs, die ihnen nicht gefallen. “Crafting Jobs” bedeutet so viel wie “Jobs gestalten”. Die fünf Dimensionen des Job Crafting lauten: Erweiterung der Arbeitsrolle, Beziehungsmanagement, Organisation, Wissen sowie technologische Adaption.
Beim eigenständigen Gestalten des Jobs lassen sich zwei Strategien identifizieren: Mehr von dem zu tun, was leicht fällt und weniger von dem, was stresst oder belastet. Ziel ist es, beide Strategien ins Gleichgewicht zu bringen – und sie dabei auch mit den Interessen des eigenen Arbeitgebers zu vereinen.
Job-Crafting-Beispiele: Wie gelingt “Crafting Jobs?”
Job-Crafting-Beispiele gibt es viele – eines könnte wie folgt aussehen: Eine Fachkraft im Kundenservice einer Bank stellt fest, dass der stetige Kundenkontakt sie auf Dauer belastet. Daher sucht sie das Gespräch mit ihrem Vorgesetzten, um zu klären, ob sie einen anderen Aufgabenbereich übernehmen könnte. Dieser stimmt zu und gibt seiner Angestellten vermehrt Aufgaben im Hintergrund. Nun erledigt sie mehr von dem, was ihr liegt und weniger von dem, was sie stresst. Das macht sie zu einer entspannteren, zufriedeneren und besser gebundenen Mitarbeiterin.
Job Crafting und HR: Was tun bei Frust am Arbeitsplatz?
Job Crafting in Unternehmen erfolgreich einzuführen und zu verankern, ist Aufgabe von Human Resources. Das bedeutet nicht nur, dass Personalerinnen und Personaler Job Crafting vorleben, indem sie Aufgaben innerhalb ihrer Abteilung umstrukturieren, wenn dadurch alle im Team zufriedener werden. Sondern auch, dass sie Angestellte, die mit ihrem Aufgabenbereich unglücklich sind, dazu einladen, an Workshops teilzunehmen und Tests zu absolvieren. Auf diese Weise entdecken diese ihre eigenen Stärken, erkennen aber auch ihre Schwächen.
Was ist Team Crafting und warum ist es wichtig?
HR unterstützt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anschließend dabei, ihren Arbeitsplatz den Ergebnissen entsprechend im Team umzugestalten: Beim sogenannten Team Crafting tauschen Teammitglieder ihre Aufgaben untereinander aus, bis ein Gleichgewicht entsteht. Somit umgeht HR heimliches Job Crafting – wenn Angestellte unliebsame Aufgaben schlicht nicht abarbeiten oder sie anders ausführen als gefordert.
Welche Rolle spielen Führungskräfte in puncto Crafting Jobs?
Hilfreich für die Umsetzung von Job Crafting ist, wenn Führungskräfte ebenfalls Um- und Neudenker sind. Bauen sie eine stärkenorientierte Unternehmenskultur auf und überdenken etablierte Rollen, bieten sie ihren Angestellten Anreize zur eigenständigen Jobgestaltung. Außerdem unterstützen sie so Human Resources Management, indem sie Raum für nötige Maßnahmen schaffen.
Job Crafting: Vorteile eigenständiger Arbeitsanpassung
Unternehmen profitieren enorm von Job Crafting – wenn sie es richtig einsetzen. Das bedeutet, dass jeder Mitarbeiter zwar hauptsächlich Aufgaben übernimmt, die ihm liegen. Aber – genau wie seine Kolleginnen und Kollegen – auch solche Tätigkeiten erledigt, die ihm weniger gefallen. Warum er oder sie trotzdem zufriedener, motivierter und sicherer ans Unternehmen gebunden ist? Die Studie social health@work der Barmer Krankenkasse arbeitet die zahlreichen Vorteile heraus, von denen Betriebe profitieren, wenn ihre Angestellten ihre Arbeit selbst anpassen:
1. Die Stärken der Beschäftigten wachsen
Stärken aktiv zu fördern und Fachkräfte in ihren Kernkompetenzen zu bekräftigen, führt unweigerlich zu mehr Erfolg. Wenn Angestellte vermehrt Aufgaben übernehmen, die ihnen zusagen, profitieren Unternehmen als Ganzes.
2. Mobile und hybride Arbeit funktioniert besser
Je mehr Mobile Worker ihre Workflows selbst gestalten, desto besser ist ihre Leistung. Doch um wirklich unabhängig von Zeit und Ort zu arbeiten, müssen Prozesse individuell gestaltet und angepasst werden. Ist dies aufgrund von Job Crafting möglich, profitieren neben den Mobile Workern selbst auch ihre Teammitglieder und Vorgesetzten.
3. Gesundheit verbessern und Burnout vorbeugen
Da Job Crafting den Stresspegel senkt, verbessert es im Umkehrschluss die Gesundheit der Angestellten. Weniger Frust am Arbeitsplatz macht zudem glücklicher und motivierter. Durch das selbstständige Gestalten der täglichen Abläufe schaffen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genau den Rahmen, den sie fürs optimale Erledigen ihrer Aufgaben benötigen.
4. Die Wettbewerbsfähigkeit steigt
Eine Belegschaft, die flexibel und anpassungsfähig arbeitet, erfüllt langfristig die Anforderungen eines sich stetig wandelnden Marktes. Bringen sich Fachkräfte kreativ ein und gestalten das Unternehmen aktiv mit, entwickeln sie eventuell sogar neue Produkte oder Dienstleistungen, die dem Unternehmen Wettbewerbsvorteile bringen.
5. Win-win-Situation schaffen: Mitarbeiterbindung und Kostenersparnis
Die Möglichkeit, den Arbeitsalltag selbst zu gestalten, erhöht die Mitarbeiterzufriedenheit und senkt die Fluktuationsrate. Langfristig spart ein Betrieb dadurch viel Zeit und Geld, da Fluktuationskosten deutlich geringer ausfallen. Außerdem vereinfacht Job Crafting die Nachfolgeplanung: Angestellte verbessern ihre Skills und steigen ganz natürlich innerhalb eines Unternehmens auf.
Tipps für die Umsetzung der Job-Crafting-Methode
Die Umsetzung der Job-Crafting-Methode geht zumeist von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen selbst aus. Oft probieren Angestellte von sich aus vereinfachende oder den Workflow optimierende Maßnahmen aus. HR und die Geschäftsführung entscheiden dann je nach Fall, ob sie die neuen Verhaltensweisen fördern, ignorieren oder im extremsten Fall unterbinden. Personalerinnen und Personaler haben zudem die Möglichkeit, zusätzliche Anreize zu schaffen, damit Mitarbeiter eigenständig ihre Arbeit anpassen:
1. Ins Gespräch gehen
Regelmäßiges Brainstorming in Gesprächen hilft dabei herauszufinden, welche Aufgaben Mitarbeiter bevorzugt übernehmen beziehungsweise nicht gerne erledigen. Ob sich HR mit einzelnen Angestellten oder dem ganzen Team austauscht und dabei gezielt über einzelne Aspekte oder eher über allgemeine Themen spricht, ist unerheblich. Die Hauptsache ist, dass sich HR regelmäßig mit den Fachkräften in Verbindung setzt und zu eigenen Ideen und Vorschlägen anregt.
2. Fachkräfte ermutigen
Damit Job Crafting funktioniert, ermutigt HR die Angestellten dazu, neue Aufgaben zu übernehmen. So probieren diese ungewohnte doch dafür frische Tätigkeiten aus und finden heraus, welche ihnen liegen und welche nicht. Zudem fühlen sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen miteinbezogen, engagieren sich und bleiben tendenziell länger im Unternehmen. Übernehmen Sie dazu auch noch im Rahmen von Job Enrichment anspruchsvollere und verantwortungsvollere Tätigkeiten als zuvor, qualifizieren sie sich zudem für eine Beförderung.
3. Erfolge feiern
Hat ein Mitarbeiter eine neue Aufgabe mit Erfolg erledigt, eine nützliche Idee eingebracht oder seine Fähigkeiten verbessert, wird dieser Erfolg gefeiert. Sei es ein Lob vom Vorgesetzten oder eine kleine Belohnung – so werden Angestellte bestärkt, sich einzubringen.
Job Crafting ermöglicht zufriedene High Performer
Beim Job Crafting gestalten Angestellte ihren Arbeitsalltag zunehmend selbst. Dazu übernehmen sie vermehrt Aufgaben, die ihnen besonders gut liegen. Auf diese Weise entwickeln sie ihre Fähigkeiten kontinuierlich weiter. Da jeder Mitarbeiter sich nach und nach die Rahmenbedingungen schafft, die er zum optimalen Arbeiten benötigt, verbessern sich Leistung, Motivation und Mitarbeiterzufriedenheit. Was langfristig auch die Mitarbeiterbindung stärkt.
Job Crafting ist keine Maßnahme, die lange strategische Planung und eine aufwändige Implementierung erfordert. Die Grundlagen dafür sind in jedem Unternehmen vorhanden: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst. Durch geeignete unternehmensspezifische Maßnahmen gelingt es HR, deren vorhandenes Potenzial zunehmend zu nutzen und auszubauen. Das lohnt sich besonders seit dem Beginn von New Work, da Angestellte ohnehin häufig eigenverantwortlich arbeiten, sich also ihren Stärken entsprechend organisieren. Leben Betriebe Job Crafting aktiv, profitieren sie von weniger Fluktuation und höherer Wettbewerbsfähigkeit.
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