Was ist Personalcontrolling? Gibt es eine genaue Definition?
Um eine genaue Definition zu finden, reisen wir einige Jahre in die Vergangenheit.
1930, Weltwirtschaftskrise. Um sich der angespannten Wirtschaftsdynamik anzupassen, entwickeln immer mehr Unternehmen eine erste Art des Controllings. Kennzahlen im Rechnungswesen dienen der Kontrolle des aktuellen Zustands der Firma. Außerdem sind sie wertvolle Indikatoren für zukünftige Entscheidungen.
Erst gegen Ende 1970er Jahre entdeckt man die Vorteile des Controllings in der Personalarbeit. Durch das Erheben erster Kennzahlen des Personalbereiches gelang der Durchbruch. Die Kapazitäten im Human Resources Management konnten gezielter und gewinnbringender eingesetzt werden. Dazu kam, dass Angestellte anhand ihrer Fähigkeiten mittels Kompetenzmanagement gezielt gefördert werden konnten.
Kurzum: Personalentwicklung = Zufriedene Mitarbeiter.
Definiert wird Personalcontrolling als Planung, Steuerung und Kontrolle der personalwirtschaftlichen Prozesse. Gerade auch für People Analytics spielt Personalcontrolling eine große Rolle.
Außerdem bietet das Personalcontrolling neben qualitativen und quantitativen Kennzahlen auch Ansätze in die strategische wie auch operative Richtung.
Strategisches Controlling
- Langfristige Betrachtung der Mitarbeiter als Human Resources
- Strategische Ziele des Unternehmens bezogen auf personalwirtschaftliche Prozesse
- Steuerung der Personalentwicklung
- Planung und Kontrolle von (Erfolgs-)Potenzialen
Wichtig für die Effektivität des Personalbereiches
Operatives Controlling
- Kurzer bis mittelfristiger Ansatz für personalwirtschaftliche Entscheidungen
- Personalkosten und Erfolg der Personalführung
- Überprüfung der Effizienz von Personalplanung, Personalentwicklung und übergreifendes Personalmanagement und der gesamten Personalarbeit
- Kennzahlen des operativen Personalcontrollings werden langfristig, wenn möglich, auf zukünftige Prozesse übertragen (strategisches Controlling)
Wie wichtig ist Personalcontrolling?
Personalcontrolling ist ein wichtiges Instrument. Allerdings nicht nur für die Personalarbeit selbst. Sondern auch für das gesamte Unternehmenscontrolling und mitunter das Rechnungswesen. Nichtsdestotrotz stehen viele Personalmanager dem Controlling des Personalwesens skeptisch gegenüber.
Warum? Allzu oft wird angenommen, dass damit ein hoher Arbeitsaufwand verbunden ist. Dies sollte natürlich abgewogen werden. Wer Personalcontrolling ernsthaft betreibt, hat zwar einen gesteigerten Arbeitsaufwand, allerdings zahlt sich dieser auch aus! Wenn alle an einem Strang ziehen, kann mit Personalcontrolling Großes erreicht werden.
Tipp: Überdies hilft eine Personal-Software mit HR Analytics bei der Verwaltung und Bündelung verschiedener Bereiche des Personalcontrollings. Funktionen, die miteinander kommunizieren und Daten automatisch übernehmen, sind so besonders hilfreich. Wichtig für das Personalcontrolling ist das Bewerbermanagementsystem, das Skill-Management und die online Zeiterfassung gemeinsam mit der Abwesenheitsverwaltung. Dabei liefern einige Tools sogar eine übersichtliche Auswertung der Zahlen zur Berichterstattung. Diese werden als Grundlage für künftige Entscheidungen im Personalcontrolling genutzt.
Welche Instrumente des Personalcontrolling gibt es?
Um die oben genannten Ziele des Personalcontrollings zu erreichen, gibt es verschiedene Instrumente. Da die Human-Resources-Abteilungen oft von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich aufgebaut sind, unterscheiden sich auch die verwendeten Instrumente. Allerdings erweisen sich manche von ihnen als besonders effektiv:
Balanced Scorecard
Die Human Resource Balanced Scorecard wird genutzt, um die Effizienz zu messen. Wenn verschiedene Bereiche miteinbezogen werden, entsteht ein einheitliches Grundkonzept. Somit bereitet man einen künftigen Weg für die Personalarbeit vor. Betrachtet wird die Balanced Scorecard aus der Lern-, Mitarbeiter-, Qualitäts-, Wirtschaftlichkeits- und Wissensperspektive.
Humankapitalbewertung
Im Fall einer Humankapitalbewertung werden die Angestellten rein wirtschaftlich bewertet. Allerdings können die genauen Kosten und Werte der Beschäftigten nur geschätzt werden. Darum ist die Humankapitalbewertung mit Unsicherheiten verbunden.
Ziel der Humankapitalbewertung ist, das Personal eines Unternehmens wirtschaftlich zu bewerten und zu erfassen. In diesem Sinne greifen die meisten Unternehmen bei der Bewertung auf qualitative Kriterien, wie Fachkenntnisse, Flexibilität, Innovationsfähigkeit und Betriebs- oder Technologiekenntnisse zurück.
Leistungs- und Potenzialbeurteilung
Unter dem Strich verwendet das Personalcontrolling diese Daten für die Planung der Personalentwicklung. Anhand subjektiver Einschätzungen werden noch nicht bewiesene Fähigkeiten von Angestellten prognostiziert. Nicht selten wird hier von einem erfolgsorientierten Vergütungssystem Gebrauch gemacht. Meist wird nach einem Portfoliomodell bewertet.
Personalportfolio
Das Personalportfolio hängt mit der Leistungs- und Potenzialbeurteilung zusammen. Beschäftigte werden in Stars, Arbeitstiere, Problemfälle und Leistungsschwache eingeteilt. Folglich wird ersichtlich, wie ausgewogen die Kompetenzen der Belegschaft verteilt sind. Dementsprechend können Maßnahmen, wie zum Beispiel die Suche nach Nachwuchskräften, eingeleitet werden. Mitarbeiter mit niedrigem Potenzial und niedriger Leistung zählen als leistungsschwach. Demgegenüber sieht man Beschäftigte mit hohem Potenzial und niedriger Leistung als Problemfälle. Dementsprechend erfasst die Führungskraft bestenfalls, warum bislang eine niedrige Leistung erbracht wird. Niedriges Potenzial und hohe Leistung deuten auf Arbeitstiere hin, deren Potenzial durch Weiterbildungsmaßnahmen erhöht werden kann. Angestellte mit hohem Potenzial und einer ebenso hohen Leistung sollten auf jeden Fall im Unternehmen gehalten werden.
Mitarbeiterbefragung
Im Mittelpunkt der Mitarbeiterbefragung stehen weiche Faktoren. Sie liefert Informationen über Empfinden, Arbeitszufriedenheit und Führungsstil der Vorgesetzten. Um ehrliche Antworten zu erhalten, sollten Befragungen anonym durchgeführt werden. Der Vergleich von vergangenen und neuen Befragungen zeigt die Entwicklung der allgemeinen Zufriedenheit der Beschäftigten.
Personalkennzahlen
Es handelt sich hierbei um quantitative und messbare Zahlen. Arten und Beispiele von Kennzahlen beschreiben wir weiter unten. Damit die Personalkennzahlen gemessen und interpretiert werden können, lohnen sich Abweichungsanalysen und Benchmarks.
Personalrisikomanagement
Um sich gegen mögliche Probleme abzusichern, nutzt das Personalcontrolling das Personalrisikomanagement. Risiken, die durch die Beschäftigten entstehen könnten, sollten so frühzeitig eruiert werden. In der Personalabteilung gelten die folgenden vier Risikofelder als die häufigsten:
- Anpassungsrisiko
- Austrittsrisiko
- Demotivationsrisiko
- Engpassrisiko