Definition und Beispiele

Industrieminuten

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6 Min. Lesezeit

Ob in der Lohnabrechnung oder bei der digitalen Zeiterfassung: Immer wieder taucht der Begriff Industrieminute auf. Dabei handelt es sich nicht um eine besondere Maßeinheit, sondern um eine standardisierte Zeitrechnung, die vor allem eines ermöglicht – einfache und fehlerfreie Berechnungen.

In der Praxis ersetzt dieses System die normale Stunde mit 60 Minuten durch ein dezimales Modell mit 100 Minuten pro Stunde. Warum ist das sinnvoll? Wie lassen sich Industrieminuten berechnen? Und welche Vorteile bringt das mit sich?

Die Industrieminute ist keine besondere Maßeinheit, sondern eine standardisierte Zeitrechnung.

Industrieminuten: Definition und Bedeutung

Üblicherweise hat eine Stunde 60 Minuten. Die Berechnung der Industriezeit basiert auf einem dezimalen System, das eine Stunde in 100 gleich große Einheiten unterteilt. Also entspricht eine Industriestunde 100 Industrieminuten – das erleichtert mathematische Operationen und die Weiterverarbeitung in Systemen. Unternehmen nutzen dieses Dezimalsystem vor allem für die Berechnung von Arbeitszeiten, Projektaufwänden oder Lohnkosten. Statt 1 Stunde und 30 Minuten mit „1:30 h“ anzugeben – was in der Mathematik als 1,5 Stunden interpretiert wird – ergibt das im Industriezeitsystem direkt 1,50 Stunden .

Der Ursprung der Industrieminuten liegt in der betrieblichen Praxis, insbesondere in der Produktion. Dort verarbeiten Betriebe Zeitmessungen und Leistungswerte präzise und zügig. Das Umrechnungsprinzip ermöglicht unter anderem die direkte Weiterverarbeitung in Tabellenkalkulationen, ERP-Systemen oder Lohnabrechnungsprogrammen – ganz ohne zusätzliche Konvertierungen und Rundungsfehler.

Sekunden, Industrieminuten und das Dezimalsystem


36 Sekunden = 1 Industrieminute = 100 auf die Stunde verteilte Zeiteinheiten.

Eine Industrieminute entspricht 36 Sekunden. Daraus ergeben sich exakt 100 Industrieminuten pro Stunde. Im Gegensatz zur klassischen Zeiteinteilung mit 60 Minuten pro Stunde basiert das Industriezeitsystem auf einer hundertstelbasierten Teilung – ideal für einfache und fehlerfreie Berechnungen.

Umrechnung von Normalzeit in Industrieminuten

Wer mit Industrieminuten rechnen möchte, benötigt lediglich eine einfache Umrechnungsformel basierend auf Dezimalwerten. Eine Industrieminute entspricht 0,6 Normalminuten bzw. exakt 36 Sekunden. 15 Normalminuten entsprechen 0,25 Industriestunden – eine häufig genutzte Zeiteinheit bei kurzen Tätigkeiten und Pausen.

Die Umrechnung erfolgt in 2 Schritten:

  1. Gesamtzeit in Dezimalstunden umrechnen: Die Minuten durch 60 teilen und sie zur vollen Stundenzahl addieren
  2. Anschließend das Ergebnis mit 100 multiplizieren, um die Industrieminuten zu berechnen.

30 Minuten entsprechen 0,5 Industriestunden und 50 Industrieminuten.

Beispiel:

  • 1 Stunde und 15 Minuten →
  • 1 + (15 ÷ 60) = 1,25 Stunden →
  • 1,25 × 100 = 125 Industrieminuten

Praktisch heißt das: Wer in einem System mit Industrieminuten arbeitet, rechnet nicht mehr im 60-Minuten-Takt, sondern hat die Möglichkeit, Arbeitszeiten, Projektzeiten und Lohnberechnungen direkt in dezimaler Form zu verarbeiten. Dadurch entstehen weniger Rechenfehler und es ergibt sich eine einheitliche Datengrundlage für weitere Prozesse.

Umrechnung zurück in Normalzeit

Wenn digitale Tools und StundenzettelIndustrieminuten verwenden, entsteht häufig die Notwendigkeit, in das herkömmliche 60-Minuten-System zurückzurechnen. Auch das funktioniert unkompliziert mit einer einfachen Formel:

  • Stunden = Ganzzahl vor dem Komma
  • Minuten = Nachkommastelle × 60

Beispiel:

  • 6,25 Stunden →
  • 6 Stunden + (0,25 × 60 Minuten) = 6 Stunden und 15 Minuten

Analog entsprechen 2,75 Stunden genau 2 Stunden und 45 Minuten.

Diese Rückrechnung ist besonders wichtig bei der Darstellung von Arbeitszeiten, etwa im Zusammenhang mit einem Arbeitszeitkonto und bei der Nachverfolgung von Projektstunden. Auch in Systemen zur Arbeitszeiterfassung findet sich häufig die Möglichkeit, zwischen Industrie- und Echtzeitdarstellung zu wechseln.

Um Fehler bei der Rückrechnung zu vermeiden, empfiehlt sich die Nutzung von digitalen Zeiterfassungssystemen oder entsprechenden Industrieminuten-Rechnern, die beide Zeitformate unterstützen.

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Vorteile und Nutzen

Die Verwendung von Industrieminuten bringt in der betrieblichen Praxis eine Vielzahl an Vorteilen mit sich. Vor allem in der Lohnbuchhaltung,  im Controlling und bei der Zeiterfassung im Unternehmen sorgt das Dezimalsystem für mehr Effizienz und Klarheit.

Ein zentraler Vorteil ist die vereinfachte Berechnung: Durch die Umstellung auf ein hundertteiliges Zeitmodell lassen sich Arbeitszeiten und Zuschläge direkt und ohne Umrechnungen in digitale Systeme oder Tabellen übertragen. Das reduziert Fehlerquellen – insbesondere bei der Summenbildung über mehrere Zeiteinträge hinweg.

Zudem ermöglicht das System eine einheitliche Basis für automatisierte Prozesse: In Workforce-Management-Systemen und ERP-Lösungen lassen sich Stundenwerte schneller aggregieren, verrechnen und analysieren. Dies spart Zeit – sowohl im operativen Tagesgeschäft als auch bei monatlichen Abrechnungen.

Auch für Workforce Management ist die Industriezeit relevant, da sie die Erfassung und Bewertung von Arbeitsleistung standardisiert und vergleichbar macht – unabhängig von Pausen, Schichten oder individuellen Arbeitszeitmodellen.

Anwendungsbereiche

Betriebe setzen Industrieminuten besonders dort ein, wo sie Arbeitszeiten exakt und effizient verarbeiten. Klassische Anwendungsbereiche sind die Industrie, das Handwerk sowie Unternehmen mit Schichtsystemen und Projektzeiterfassung.

Besonders häufig nutzen Unternehmen das dezimale Zeitmodell in folgenden Bereichen:

  • Digitale Zeiterfassungssysteme: Viele Software-Lösungen stellen Arbeitszeiten automatisch in Industrieminuten dar, um sie rechnerisch weiterzuverarbeiten .
  • Stempeluhr- und Stechuhrsysteme: Historisch wurde die Industriezeit eingeführt, um Maschinenlaufzeiten, Mitarbeitereinsatz oder Produktionsdauer exakt zu dokumentieren.
  • Projektabrechnung: Bei der exakten Abrechnung von Dienstleistungen nach Zeit sorgt das Modell für Transparenz und Klarheit.
  • Lohnabrechnungssysteme: Die Umrechnung auf hundertstel Stunden vereinfacht die Kalkulation von Stundenlöhnen und Zuschlägen erheblich.
  • Schichtplanung und Personalmanagement: Auch im modernen Workforce Management unterstützt das System die automatisierte Verarbeitung von Zeitdaten.

Häufige Fragen (FAQ) zu Industrieminuten

Warum basiert das System auf 100 Minuten pro Stunde?

Die Umstellung auf ein Dezimalsystem vereinfacht Berechnungen. Statt mit 60 Minuten pro Stunde zu rechnen, was schwerer zu dividieren oder zu multiplizieren ist, ermöglicht das Modell direkte mathematische Operationen – insbesondere bei der Lohnabrechnung und Projektkalkulation.

Sind Industrieminuten identisch mit Hundertstelminuten im Arbeitsstudium?

Nein. Das Arbeitsstudium verwendet sogenannte Hundertstelminuten, wobei eine Minute – nicht eine Stunde – in 100 Teile aufgeteilt wird. Diese Einheiten dienen zur genauen Zeitaufnahme von Arbeitsschritten und sind nicht identisch mit dem Industrieminutensystem, das auf Stundenbasis rechnet.

Gibt es Alternativen zu Industrieminuten?

Alternativen zum Rechnen mit Industrieminuten sind Berechnungen in Normalzeit (z.B. 3 Stunden und 15 Minuten) oder Dezimalzeit (z.B. 3,25 Stunden). Tools zur Zeiterfassung können in der Regel automatisch zwischen den Formaten konvertieren, und auch Excel-Zeitfunktionen und ERP-Systeme stellen Normal- und Industrieminuten dar. Entscheidend ist, dass alle Beteiligten mit dem gewählten System sicher umgehen. .

Müssen Sekunden bei der Umrechnung beachtet werden?

Nicht zwingend. In der Praxis runden viele Unternehmen die Sekunden oder lassen sie vollständig weg. Wer es exakt benötigt, hat jedoch auch die Möglichkeit, mit Industriesekunden zuarbeiten: Eine Industriesekunde entspricht 0,36 Normalsekunden. Sie findet aber nur in sehr speziellen Kontexten Verwendung.

Welche Fehler treten häufig auf?

Typische Fehlerquellen sind:

  • Verwechslung von Echtzeit und Industriezeit. Denn während eine normale Minute 60 Sekunden dauert, dauert eine Industrieminute nur 36 Sekunden.
  • Falsche Multiplikations- oder Umrechnungsfaktoren
  • Nicht berücksichtigte Rundungen in Tabellen und Software-Lösungen
  • Fehlinterpretation von Zeitangaben wie 1,30 h (≠ 1 Stunde 30 Minuten!)

Umsetzung in Excel und Google Sheets

Viele Unternehmen nutzen Tabellenkalkulationsprogramme wie Excel oder Google Sheets, um Arbeitszeiten zu erfassen und auszuwerten. Mit den vorher genannten Formeln lassen sich Industrieminuten umrechnen und in gewohnte Zeitformate zurückführen.

Zeitangaben in Industrieminuten umwandeln

Wenn ein Zeitwert im Format HH:MM vorliegt (z.B. 7:30 Stunden), lässt sich dieser mit folgender Formel in Industriestunden umrechnen:

  • =Zeitwert * 24

Wenn in Zelle A2 beispielsweise „7:30“ eingetragen ist, liefert =A2*24 das Ergebnis 7,50 – also 750 Industrieminuten.

Industriezeit in Normalzeit umrechnen

Umgekehrt gibt es die Möglichkeit, einen dezimalen Wert (z. B. 7,25) wieder in Echtzeit (7:15) zu konvertieren. Dabei gilt diese Formel:

  • =ZEIT(GANZZAHL(A2);(A2-GANZZAHL(A2))*60;0)

Diese Formel gibt eine lesbare Normalzeit aus, die sich für Berichte, Abrechnungen und Zeiterfassungsbögen eignet.

Tipps für die Praxis

  • Auf das Zellenformat („Uhrzeit“ oder „Zahl mit zwei Dezimalstellen“) achten, um Verwirrung zu vermeiden.
  • Für längere Listen und komplexe Auswertungen empfiehlt sich die Nutzung eines digitalen Industrieminuten-Rechners.
  • Tabellen idealerweise mit klaren Spaltenüberschriften wie „Ist-Zeit“, „Industriezeit“ und „Echtzeit“ strukturieren .

Industrieminuten als Standard in der modernen Zeiterfassung

Die Industrieminute ist mehr als nur eine rechnerische Kuriosität. Sie ist ein praktisches Werkzeug für die moderne Arbeitswelt. Durch die Umstellung auf ein hundertteiliges Zeitmodell lassen sich Arbeitszeiten effizienter erfassen, korrekt abrechnen und einheitlich dokumentieren. Besonders in Kombination mit digitalen Tools und Tabellenkalkulationen entstehen klare Vorteile im Vergleich zum traditionellen 60-Minuten-System.

Wer regelmäßig mit Zeiterfassung, Projektabrechnung und Personalplanung arbeitet, profitiert von der einfachen Handhabung und der hohen Rechensicherheit. Die Integration in digitale Systeme, die Nutzung von Rechenhilfen wie einem Industrieminuten-Rechner oder die Automatisierung über Arbeitszeitkonten machen das Konzept auch für nicht-technische Nutzerinnen und Nutzer zugänglich.

Für Unternehmen empfiehlt sich eine klare Entscheidung für ein Zeitsystem – idealerweise kombiniert mit internen Schulungen, um Fehlinterpretationen und Rechenfehler zu vermeiden. In jedem Fall gilt: Einheitlichkeit und Transparenz sind entscheidend für eine zuverlässige Arbeitszeiterfassung.

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