Definition und Methoden

Active Sourcing

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So besetzen Sie offene Stellen mit geeigneten Bewerbern

Auf dem heutigen Arbeitsmarkt sind es immer seltener die Bewerber, die von allein den Weg zu den Unternehmen finden. Es sind vielmehr die Betriebe, die aus dem altbekannten Recruiting-Trott ausbrechen, um Talente auf sich aufmerksam zu machen. Methoden wie das Active Sourcing oder Active Recruiting sind geeignete Mittel, um den gesamten Kandidatenmarkt anzusprechen.

Im klassischen Recruiting ist Active Sourcing, etwa auf Social Media oder Messen, eine Möglichkeit, um qualifizierte Mitarbeiter direkt zu finden, zu überzeugen und zu binden. Vorausgesetzt, Human-Recources-Teams und Recruiter folgen einem durchdachten Active-Sourcing-Prozess, den sie dauerhaft initiativ umsetzen.

Was ist Active Sourcing? Eine Definition

Active Sourcing (zu Deutsch: “aktive Personalbeschaffung”) umfasst unterschiedliche Maßnahmen eines Unternehmens, um proaktiv potenzielle Bewerber zu finden, sie von sich als Arbeitgeber zu überzeugen und dauerhaft zu binden. Die Aufgaben des Active Sourcings liegen meist bei HR-Mitarbeitern oder Recruitern – mitunter auch “Active Sourcer” oder “Active Sourcing Specialists” genannt.

Das Ziel des Active Sourcings ist nicht immer, eine Stelle sofort zu besetzen. Bereits die erste Kontaktaufnahme zu den möglichen Arbeitskräften ist für Unternehmen wichtig. So erweitern sie den eigenen Talentpool und bleiben den Kandidaten in Erinnerung, was Active Sourcing zu einer Art des Relationship Managements macht.

Eine funktionierende Active-Sourcing-Strategie besteht aus zwei Phasen:

  1. Tiefgreifende Recherche: Hier finden die Active Sourcer heraus, welche Kandidaten sich für eine Position eignen und wo sie diese finden.
  2. Individuelle Ansprache: Hier werden die interessantesten Kandidaten direkt angesprochen und überzeugt. Die Kommunikation passt sich entsprechend an das genutzte Medium an. Da die Kandidaten häufig nicht auf Jobsuche sind, erfordert die Ansprache viel Verhandlungsgeschick.

Für wen ist Active Sourcing geeignet?

Active Sourcing eignet sich für jedes Unternehmen, welches vorausplanend Recruiting betreibt. Häufig wird die Methode von Start-ups oder kleinen und mittleren Unternehmen angewandt, die auf dem Arbeitsmarkt noch nicht bekannt sind und somit wenige passende Kandidaten anziehen.

Active Sourcing: ist laut Definition ein Weg, um potenzielle Bewerber proaktiv anzusprechen

Welche Active-Sourcing-Tools eignen sich in der HR-Praxis am besten?

Es gibt zwei Arten von Tools, um erfolgreiches Active Sourcing umzusetzen:

Online-Active-Sourcing-Tools und -Kanäle

Die schnellste und einfachste Art, um potenzielle Mitarbeiter zu finden, sind Online-Kanäle. Wichtig ist es hier, bei der Kontaktaufnahme nicht zu aufdringlich zu wirken und trotzdem ein persönliches Verhältnis aufzubauen.

Zu den typischen Online-Active-Sourcing-Kanälen zählen:

  • Social Media (Facebook, Instagram, Twitter etc.)
  • Soziale Karrierenetzwerke (LinkedIn, XING)
  • Lebenslaufdatenbanken (Indeed, Stepstone, Monster etc.)
  • Suchmaschinen (Google, Yahoo, Bing etc.)
  • Anzeigenwebsites (Kleinanzeigen, Craigslist etc.)
  • Foren (Reddit o. ä.)

Offline-Active-Sourcing-Tools und -Kanäle

Diese Form des Active Sourcings erfordert mehr Planungsaufwand und Personal, welches vor Ort präsent ist. Der Vorteil ist jedoch, dass die Active Sourcer sofort persönlich mit den Kandidaten ins Gespräch kommen.

Zu den typischen Offline-Active-Sourcing-Kanälen zählen:

  • Karrieremessen, Events oder Konferenzen (bspw. ein Infostand)
  • Seminare und Workshops
  • Campus Recruiting (Studenten werden durch Praktika oder Werkstudentenjobs angeworben)
  • Guerilla Recruiting (durch provokante und unerwartete Werbeaktionen)
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Die effizientesten Active-Sourcing-Methoden im Überblick

Erst mit den richtigen Methoden gewinnt Active Sourcing an Bedeutung. Denn je mehr das Active-Sourcing-Team weiß, wie es die Kandidaten am besten erreicht, umso höher sind die Chancen auf erfolgreiche Neueinstellungen.

Zu den wichtigsten Active-Sourcing-Methoden zählen:

Talentpools

Im Talentpool speichern Recruiter die Daten von Fachkräften, mit denen das Unternehmen in der Vergangenheit Kontakt hatte. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Praktikanten, ehemalige Mitarbeiter oder Messekontakte handelt. Der Vorteil: Sobald eine Stelle zu dem Kandidaten passt, können Recruiter diesen direkt aus ihrer Datenbank heraus kontaktieren.

Karriereseiten

Hierbei handelt es sich um ein Active-Sourcing-Tool, bei dem die Initiative von den Kandidaten voraussetzt. Diese gelangen bei ihrer Jobsuche auf der Karriereseite und können sich über die Stelle informieren. Recruiter haben jedoch die Möglichkeit, sich durch einzigartige und kreative Karriereseiten vom Wettbewerb abzuheben.

Harvesting

Bei dieser Active-Sourcing-Strategie durchsuchen Recruiter Karriereplattformen systematisch nach speziellen Qualifikationen der Kandidaten. Dieses Vorgehen kostet zwar Zeit, ist aber effektiv, da auf diese Weise außergewöhnlich viele Profile auf Brauchbarkeit geprüft werden.

Referral Sourcing

Beim Referral Sourcing, auch Mitarbeiterempfehlung genannt, analysieren Recruiting-Teams die Kontakte der Fachkräfte, die das Unternehmen bereits angestellt hat. Ist ein geeigneter Kandidat im Netzwerk vorhanden, kontaktieren sie diesen im Anschluss. Bei diesem Vorgehen ist eine geeignete Bewerbermanagement-Software mit entsprechenden Filtermöglichkeiten empfehlenswert.

Profile Mining in Social Media

Hierbei suchen die Recruiter nach passenden Social-Media-Profilen und schreiben diese direkt an. Das Social Recruiting über LinkedIn oder XING ist bei Active Sourcern besonders beliebt, da sich auf den Plattformen Fachkräfte aus verschiedenen Branchen aufhalten. Bei der Recherche spielen die richtigen Suchbegriffe sowie die Ansprache eine große Rolle für den Erfolg.

Talent Mining in Suchmaschinen und Boolesche Suche

Die Boolesche Suche ermöglicht es HR-Teams, mittels spezifischer Befehle in Suchmaschinen oder auf Social-Media-Plattformen die richtigen Fachkräfte zu finden.

Zu den wichtigsten Booleschen Befehlen zählen:

  • AND: Liefert Ergebnisse, die auf den einen und den anderen Begriff der Suchanfrage zutreffen (hr manager AND berlin).
  • OR: Zeigt alle Ergebnisse, die auf den einen oder den anderen Suchbegriff zutreffen (human resources OR headhunter OR recruiter).
  • NOT: Die Ergebnisse enthalten den einen Suchbegriff, den anderen aber nicht (hr manager NOT sales).
  • * (Wildcard): Zeigt alle Ergebnisse, die den Begriff vor dem Sternchen enthalten (human ressource* liefert Ergebnisse wie Human Ressource Manager, Human Ressource Management oder Human Ressource Team).
  • „“ ­(Anführungszeichen): Die Ergebnisse entsprechen exakt dem Suchbegriff („Senior HR Manager”).

Die CV Database Search ist noch tiefgreifender als das Profile Mining. Hier entscheiden nicht nur grundlegende Übereinstimmungen, wie der momentane Jobtitel, über die Kontaktaufnahme. Bei der CV Database Search analysiert das Active-Sourcing-Personal ganze Lebensläufe nach detaillierten Informationen. Auch bei dieser Form des Active Sourcings lohnt sich ein Bewerbermanagementsystem mit entsprechenden Filterfunktionen.

Messen und Events

Klassisches Active Sourcing auf Messen und Events erlaubt es Unternehmen, durch den persönlichen Kontakt eine Bindung aufzubauen und so zu überzeugen. Auf diese Weise wird für beide Seiten schneller deutlich, ob die gemeinsamen Ansprüche sowie der Cultural Fit übereinstimmen und ein gemeinsames Arbeitsverhältnis infrage kommt.

Campus Recruiting

Auch hier profitieren Unternehmen vom persönlichen Kontakt, da sich Kandidaten durch Praktika oder Werkstudentenjobs bereits während des Studiums an ein Unternehmen binden. Nach dem Studienabschluss übernehmen Betriebe die Kandidaten im Idealfall direkt. Orientierungstage oder Seminare an Hochschulen und Universitäten eignen sich besonders, um den ersten Kontakt herzustellen.

Was sind die Vor- und Nachteile von Active Sourcing?

Active-Sourcing-Vorteile

  • Schnelleres Bewerbermanagement
  • Eigener Talentpool ermöglicht schnellere Reaktion auf personelle Engpässe
  • Kostenersparnis, da bezahlte Stellenanzeigen teilweise wegfallen
  • Individuelle Ansprache von besonderen Talenten und Fachkräften
  • Auch passiver Kandidatenmarkt wird angesprochen
  • Recruiting über mehrere Plattformen
  • Stärkere Mitarbeiterbindung durch Employer Branding
  • Höhere Einstellungschancen, durch individuelle Stellenanzeigen und Angebote

Active-Sourcing-Nachteile

  • Mitunter höherer Personalaufwand
  • Passive Kandidaten reagieren möglicherweise nie auf Recruiting-Bemühungen
  • Active Sourcing ohne Plan kostet viel Zeit
  • Zu allgemeine Anschreiben wirken bei Kandidaten wie Spam und dadurch unprofessionell
  • Schulungen der Personalabteilung kosten Zeit und Geld

Ideales Bewerbermanagement

Mehr Kandidaten – Weniger Aufwand – Kosten sparen

  • Stellenanzeigen auf zahlreichen Job-Portalen gleichzeitig posten
  • Von digitalen und effizienten Bewerbungsprozessen profitieren
  • Praktische Onboarding-Funktion nutzen

Die fünf Schritte des Active Sourcing für HR

Der Active-Sourcing-Prozess im E-Recruiting ist für Unternehmen am effektivsten, wenn sie folgende fünf Schritte einhalten:

1. Kandidatenprofil festlegen

Wen will das Unternehmen erreichen? Welche professionellen Qualifikationen und Social Skills sollten die Kandidaten mitbringen? Mit einem idealtypischen Profil des Kandidaten erweist sich die Suche für Active Sourcer als deutlich einfacher.

Besteht ein klares Kandidatenprofil, dann bietet es sich an ein Pre-Employment Screening durchzuführen, da dadurch bereits einige Bewerberprofile ausscheiden.

2. Active-Sourcing-Kanäle auswählen

Nachdem das Kandidatenprofil steht, müssen die Active Sourcer herausfinden, wo sich ihre Wunschkandidaten aufhalten. Denn um verschiedene Kandidaten zu erreichen, sind häufig unterschiedliche Plattformen nötig.

3. Bewerberansprache festlegen

Die richtige Ansprache entscheidet über den Erfolg von Active Sourcing. Wenn Recruiter authentisch und professionell wirken, steigert dies die Chance einer Einstellung wesentlich.

Tipp: Definieren Sie ein Wording, das zu Ihrer Unternehmensmarke passt.

4. Suche planen

Mit einer planmäßig vorbereiteten und durchgeführten Suche finden Recruiter deutlich schneller mögliche Kandidaten. Suchbegriffe, Skripte für die Kontaktaufnahme, Lead-Listen sowie ein klar definiertes Ziel ermöglichen eine koordinierte Suche.

5. Kandidaten finden und ansprechen

Sobald ein Kandidat infrage kommt, gilt es, ihn oder sie individuell zu kontaktieren. Dabei helfen möglichst viele Informationen zu seinem oder ihrem Online-Verhalten. So finden Recruiter den idealen Aufhänger für den Erstkontakt.

Ist der Kandidat überzeugt, folgt anschließend die Einladung zum Bewerbungsgespräch. Dort sollten Unternehmen den guten ersten Eindruck bestätigen und weiterhin eine bestmögliche Candidate Experience liefern, um als Arbeitgeber zu überzeugen.

Active Sourcing kurzgefasst

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