Definition und Regeln

Midijob

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7 Min. Lesezeit

So profitieren Arbeitnehmer und Arbeitgeber von den Midijob-Regelungen

Ein Midijob ist eine Möglichkeit, sozialversicherungspflichtig beschäftigt zu sein, ohne dabei hohe Abgaben zu leisten. Gleichzeitig stellt er für Arbeitgeber eine geeignete Alternative dar, Mitarbeiter zu beschäftigen, bei niedrigeren Abgaben als für eine Vollzeitstelle.

Mit den richtigen Informationen und Tools, wie einem Midijob-Gehaltsrechner, können Abgaben und Vorteile eines Midijobs optimal genutzt werden. Ob als Einstieg in den Arbeitsmarkt, als zusätzlicher Job oder als flexible Beschäftigungsoption – der Midijob erfüllt viele Anforderungen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern.

Midijobs ermöglichen flexible Arbeitszeiten, reduzierte Abgaben & eine volle Rente. Erfahren Sie, welche Regelungen dabei gelten.

Was ist ein Midijob? Definition

Ein Midijob ist ein Arbeitsverhältnis im Übergangsbereich zwischen Minijob und regulärer Beschäftigung. Das Einkommen liegt bei dieser Beschäftigungsart zwischen 556,01 und 2.000 Euro im Monat (Stand: 01.01.2025). Der Midijob wurde 2003 als Teil der Hartz-Reformen eingeführt, um Arbeitnehmer mit geringem Einkommen sozial abzusichern. Rund 3 Millionen Beschäftigte in Deutschland nutzen diese Beschäftigungsform.

Was ist der Unterschied zwischen Midijob, Minijob und kurzfristiger Beschäftigung?

Minijobs, Midijobs und kurzfristige Beschäftigungen unterscheiden sich wesentlich in Verdienstgrenzen, Sozialversicherung und Steuerpflicht:

Midijob

  • Einkommensgrenze: Monatliches Bruttoeinkommen zwischen 556,01 und 2.000 Euro.
  • Sozialversicherung:
    • Reduzierte Beiträge zur Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung.
    • Arbeitnehmer erwerben Rentenansprüche und sind umfassend sozial abgesichert.
  • Steuern: Reguläre Lohnbesteuerung, abhängig von der Steuerklasse.
  • Besonderheiten: Attraktive Option für Arbeitnehmer, die im Vergleich zum Minijob ein höheres Einkommen haben und dadurch eine bessere Absicherung erhalten.

Minijob/Geringfügige Beschäftigung

  • Einkommensgrenze: Monatliches Bruttoeinkommen bis 556 Euro (steuer- und abgabenfrei).
  • Sozialversicherung:
    • Befreiung von der Sozialversicherungspflicht, außer Rentenversicherung (Arbeitnehmer können sich auf Antrag befreien lassen).
    • Arbeitgeber zahlen Pauschalabgaben von 28 Prozent für Krankenversicherung (13 Prozent) und für Rentenversicherung (15 Prozent) an die Minijobzentrale, welche die Beiträge an die entsprechenden Versicherungsträger weiterleitet.
  • Steuern: Steuerfrei für Arbeitnehmer.
  • Besonderheiten: Keine umfassende soziale Absicherung, aber geringere Abgaben.

Kurzfristige Beschäftigung

  • Einkommensgrenze: Flexibel.
  • Dauer: Maximal 3 Monate oder 70 Arbeitstage pro Kalenderjahr.
  • Sozialversicherung:
    • Sozialversicherungsfrei, keine Ansprüche auf Kranken- oder Rentenversicherung.
  • Steuern: Abhängig von der Einkommenshöhe und Steuerklasse.
  • Besonderheiten: Nur für zeitlich begrenzte Tätigkeiten, häufig im saisonalen Bereich.

Ist ein Midijob eine Hauptbeschäftigung?

Midijobs können in Teil- und Vollzeit ausgeführt werden, sofern das Gehalt innerhalb der Midijob-Grenzen bleibt. Somit sind Midijobs bei den Arbeitszeiten besonders flexibel. Jedoch müssen Arbeitgeber die Verdienstgrenzen und Arbeitsstunden überwachen, um die Midijob-Klassifizierung sicherzustellen – insbesondere bei Überstunden und variablen Gehältern.

Wie viele Stunden darf man bei einem Midijob arbeiten?

Ein Midijob erlaubt flexible Arbeitszeiten, die je nach Stundenlohn und Arbeitsvertrag variieren, 8 Stunden täglich jedoch nicht überschreiten dürfen.

Was ist die Midijob-Grenze?

Die Midijob-Grenze bezeichnet den Einkommensbereich für Midijobber. Innerhalb dieses Bereichs gelten spezielle Regelungen für die Sozialversicherungsabgaben, um Arbeitnehmer finanziell zu entlasten.

Entwicklung der Midijob-Grenze für Bruttogehälter:

Midijob-Grenze 2022

  • 520,01 bis 1.600 Euro monatlich.
  • Einführung neuer Berechnungsformeln ab dem 01.10.2022 für die Beitragslastverteilung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Midijob-Grenze 2023

  • Obergrenze erhöhte sich auf 2.000 Euro monatlich, um steigenden Lebenshaltungskosten Rechnung zu tragen (Untergrenze blieb unverändert).

Midijob-Grenze 2024

  • Untergrenze erhöhte sich auf 538,01 Euro, aufgrund steigender Lebenshaltungskosten und der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns.
  • Obergrenze blieb unverändert.

Midijob-Grenze 2025

  • Untergrenze erhöhte sich auf 556,01 Euro (gleichzeitig neue Untergrenze für Minijobs).
  • Obergrenze blieb unverändert.
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Wie hoch ist der Lohn bei einem Midijob?

Der Lohn bei einem Midijob ist nicht fest vorgegeben. Er kann zwischen 556,01 und 2.000 Euro monatlich liegen. Diese Grenzen werden regelmäßig angepasst und dienen dazu, den Übergang zwischen Minijobs und regulären sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen zu erleichtern.

Der genaue Lohn innerhalb dieser Grenzen wird individuell zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereinbart. Er richtet sich nach Faktoren wie Qualifikation, Berufserfahrung und der Anzahl der gearbeiteten Stunden.

Ist ein Midijob steuerfrei?

Nein, ein Midijob ist grundsätzlich steuerpflichtig. Die Höhe der Steuer hängt von individuellen Faktoren ab wie von der Steuerklasse, dem Gesamteinkommen und von Freibeträgen. Arbeitnehmer in den Steuerklassen 1 bis 4 zahlen häufig keine Lohnsteuer, sofern ihr Einkommen unterhalb des Grundfreibetrags liegt.

In den Steuerklassen 5 oder 6 fällt hingegen eine höhere Steuerlast an. Neben der Einkommenssteuer können auch Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer fällig werden.

Wie wird ein Midijob versteuert?

Die Steuern beim Midijob können komplex sein, da sie von verschiedenen Faktoren abhängen. In der Regel ist ein Midijob aber einkommensteuerpflichtig. Das bedeutet, dass das Einkommen aus einem Midijob zusammen mit anderen Einkünften versteuert wird.

Allerdings gibt es einige Besonderheiten, die für Midijobs gelten:

Sozialversicherungsbeiträge

  • Gesamtsozialversicherungsbeitragssatz: 41,9 Prozent
    • Krankenversicherung (allgemeiner Beitragssatz): 14,6 Prozent
    • Krankenversicherung (durchschnittlicher Zusatzbeitragssatz): 2,5 Prozent
    • Arbeitslosenversicherung: 2,6 Prozent
    • Pflegeversicherung: 2,6-4,2 Prozent
    • Rentenversicherung: 18,6 Prozent
  • Arbeitgeber tragen rund 20 Prozent der Beiträge, da nur die Hälfte des Gesamtsozialversicherungsbeitrags fällig wird.

Lohnsteuer

  • Steuerpflicht hängt von der Steuerklasse ab.
  • Steuerklassen 1 bis 4: Oft keine oder nur geringe Steuerlast.
  • Steuerklassen 5 und 6: Höhere Steuerbelastung, besonders bei Zweitjobs.

Zusätzliche Abgaben

  • Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer können anfallen.

Anmeldung und Versicherung

  • Midijobs werden bei sämtlichen Sozialversicherungen gemeldet.
  • Arbeitnehmer sind voll sozialversichert und auch in der Unfallversicherung abgesichert.

Midijob-Gehaltsrechner: Wie Sie die Midijob-Abgaben berechnen

Die Berechnung der Abgaben erfolgt mittels Midijob-Rechner in 4 Schritten. Für die Berechnung des Gleitzonenentgelts wird der vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) festgelegte Faktor („F“) verwendet, der 2025 bei 0,6683 liegt. Mit diesem Faktor berechnen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ihre Anteile präzise. Dies ermöglicht eine faire Aufteilung der Sozialabgaben im Übergangsbereich.

1. Beitragspflichtige Einnahme

  • Reduzierter Anteil des Bruttoarbeitsentgelts, der im Übergangsbereich liegt.
  • Formel: Beitragspflichtige Einnahmen = F x 556 + ([2.000 / (2.000 – 556)] – [556 / (2.000 – 556)] x F) x (Arbeitsentgelt – 556)

2. Gesamtbeitrag

  • Ermittelt aus der beitragspflichtigen Einnahme, die nur ein Teil des Bruttoeinkommens ist (der Rest ist bei Midijobs beitragsfrei).
  • Formel: Gesamtbeitrag = Beitragspflichtige Einnahme x Beitragssatz
  • Beitragssätze:
    • Krankenversicherung: 14,6 Prozent + Zusatzbeitrag
    • Rentenversicherung: 18,6 Prozent
    • Pflegeversicherung: 2,6-4,2 Prozent
    • Arbeitslosenversicherung: 2,6 Prozent

3. Arbeitnehmeranteil

  • Berechnung aus einem reduzierten Anteil der beitragspflichtigen Einnahme.
  • Formel: Beitragspflichtige Einnahme x Beitragssatz
  • Beitragssätze:
    • Krankenversicherung: 7,3 Prozent + Zusatzbeitrag
    • Rentenversicherung: 9,3 Prozent
    • Pflegeversicherung: Abhängig von Alter und Kinderzahl
    • Arbeitslosenversicherung: 1,3 Prozent

4. Arbeitgeberanteil

  • Differenz aus Gesamtbeitrag und Arbeitnehmeranteil.
  • Formel: Arbeitgeberanteil = Gesamtbeitrag – Arbeitnehmeranteil
  • Arbeitgeber zahlen reguläre Beitragssätze ohne Reduktionen.

Was sind die Vor- und Nachteile eines Midijobs für Arbeitnehmer und Arbeitgeber?

Midijob-Vorteile für Arbeitnehmer:

  • Günstigere Sozialversicherungsbeiträge im Vergleich zu anderen Beschäftigungen.
  • Anspruch auf alle Sozialleistungen (Kranken-, Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung).
  • Volle Rentenansprüche trotz reduzierter Abgaben.
  • Häufig flexible Arbeitszeiten.
  • Anspruch auf Lohnfortzahlung, Krankengeld und Arbeitslosengeld nach mindestens 12 Monaten Tätigkeit.
  • Möglichkeit, einen zusätzlichen Minijob steuerfrei auszuüben.

Midijob-Nachteile für Arbeitnehmer:

  • Komplexität der Abgabenberechnung und mögliche finanzielle Unsicherheiten bei variablem Einkommen.
  • Steuerpflicht in Steuerklassen 5 und 6, insbesondere bei nebenberuflicher Tätigkeit.
  • Begrenzung des Einkommens unterhalb der Midijob-Obergrenze kann einschränkend sein.

Midijob-Vorteile für Arbeitgeber:

  • Geringere Sozialabgaben im Vergleich zu Minijobs, da Arbeitnehmer und Arbeitgeber anteilig Sozialversicherungsbeiträge zahlen.
  • Flexibilität bei der Beschäftigung von Mitarbeitern.
  • Attraktivität bei der Personalgewinnung durch Teilzeitarbeitsmodelle und reduzierte Abgaben.

Midijob-Nachteile für Arbeitgeber:

  • Höherer Verwaltungsaufwand durch komplexe Regelungen und Überwachung der Einkommensgrenzen.
  • Beiträge steigen mit höherem Gehalt, wodurch der Midijob ab einem bestimmten Niveau weniger vorteilhaft wird.

Für wen lohnt sich ein Midijob?

Midijobs lohnen sich besonders für die folgenden Personengruppen:

  • Studenten: Studium finanzieren und praktische Erfahrungen sammeln.
  • Rentner: Rente aufbessern und weiterhin aktiv am Arbeitsleben teilhaben.
  • Eltern in Elternzeit: Während der Elternzeit mit weniger Stunden arbeiten und somit den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtern.
  • Personen mit eingeschränkter Arbeitsfähigkeit: Eine passende Beschäftigung, um auch mit gesundheitlichen Einschränkungen zu arbeiten.
  • Personen, die ihre Arbeitszeit flexibel gestalten möchten: Häufig mehr Flexibilität in der Zeiteinteilung als eine Vollzeitstelle.

Wie wirkt sich ein Midijob auf die Rente aus?

Midijobber erwerben trotz reduzierter Sozialabgaben seit 2019 volle Rentenansprüche, einschließlich der Erwerbsminderungsrente. Die Rentenberechnung erfolgt anhand des tatsächlichen vollen Arbeitsentgelts, sodass keine Nachteile durch die geringeren Beitragszahlungen entstehen.

Was müssen Arbeitgeber bei Midijobs beachten?

Midijobs erfordern besonders, dass die arbeitsrechtlichen Vorgaben sorgfältig eingehalten werden. Zu den wichtigsten Punkten zählen:

Kündigung und Arbeitsschutz

  • Kündigungsfristen müssen gesetzlich oder vertraglich eingehalten werden (meist 3 Monate).
  • Schriftform ist erforderlich, eine Kündigung muss begründet sein.
  • Arbeitszeitbegrenzung auf maximal 8 Stunden täglich, Mindestlohn von 12,82 Euro pro Stunde.

Urlaubsanspruch

  • Midijobber haben den gleichen Anspruch wie Vollzeitbeschäftigte (mindestens 20 Tage bei einer 5-Tage-Woche).
  • Eine Diskriminierung aufgrund des Beschäftigungsstatus ist unzulässig.

Pflichten des Arbeitgebers

  • Midijobs müssen direkt bei den Sozialversicherungen angemeldet werden, nicht bei der Minijob-Zentrale.
  • Arbeitgeber sind verantwortlich für die korrekte Beitragsberechnung und Abführung von Sozialabgaben, Lohnsteuer und weiteren Abgaben.
  • Informationspflicht über Rechte und Pflichten der Midijobber.
  • Regelmäßige Verdienstdatenübermittlung und korrekte Dokumentation sind erforderlich.

Disclaimer


Die Inhalte dieses Beitrags sind sorgfältig recherchiert, stellen jedoch keine Rechtsberatung dar. Bitte wenden Sie sich bei konkreten rechtlichen Fragen an einen spezialisierten Fachanwalt.

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