Mitarbeiterbeteiligung

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So beteiligen Sie Arbeitnehmer effektiv am Unternehmen

Die Mitarbeiterbeteiligung ist ein vielseitiges und wirkungsvolles Instrument für Unternehmen, um ihre Mitarbeiter zu motivieren und an sich zu binden. Richtig umgesetzt, leistet eine Firmenbeteiligung für Mitarbeiter einen signifikanten Beitrag zum Unternehmenserfolg. Dabei ist es wichtig, dass die Beteiligung fair, transparent und für Mitarbeiter attraktiv ist.

Damit eine Unternehmensbeteiligung für Mitarbeiter und Arbeitgeber zum Erfolg führt, sollten Betriebe alle Aspekte sorgfältig prüfen und planen, um die Vorteile voll auszuschöpfen und potenzielle Risiken zu minimieren. Voraussetzung dafür ist es, die verschiedenen Formen der Mitarbeiterbeteiligung zu kennen.

Was versteht man unter Mitarbeiterbeteiligung?

Mitarbeiterbeteiligung laut Definition beschreibt die vertraglichen Beteiligungen von Arbeitnehmern am Vermögen oder Gewinn des Unternehmens. Zu den typischen Beteiligungen von Mitarbeitern zählen die materielle und immaterielle Mitarbeiterbeteiligung.

Materielle Mitarbeiterbeteiligung

Die materielle Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmen gibt es in 2 Formen:

  1. Erfolgsbeteiligung: Bei Gewinn erhalten die Arbeitnehmer eine Auszahlung von ihrer Firma. Sie sind rechtlich gesehen allerdings nicht am Unternehmen beteiligt.
  2. Kapitalbeteiligung: Die Arbeitnehmer sind direkt am Unternehmen beteiligt. Sie besitzen z.B. Aktien, Mitarbeiterdarlehen oder Gesellschaftsanteile.

Immaterielle Mitarbeiterbeteiligung

Bei einer immateriellen Beteiligung werden Angestellte durch zusätzliche Informations- und Kontrollrechte direkt in die Entscheidungsprozesse einbezogen. Dadurch erhalten sie die Möglichkeit, die Richtung zu bestimmen, in die sich ihr Unternehmen weiterentwickelt.

Diese Form, Mitarbeiter am Unternehmen zu beteiligen, organisiert sich in neu gegründete Beteiligungsorganen, wie Ausschüsse oder Gremien. Ebenso sind regelmäßige Umfragen ein wichtiges Instrument, um Mitarbeiter in Unternehmensentscheidungen einzubeziehen. Firmen sollten jedoch nicht leichtfertig entscheiden, welche Mitarbeiter immaterielle Beteiligungsrechte erhalten. Denn eine falsche Wahl kann die Entscheidungsprozesse im Unternehmen stören.

Hinweis: Eine von vornherein offene und kooperative Unternehmenskultur erleichtert die Wahl der Mitarbeiter. Über den Cultural Fit stellen Human-Resources-Mitarbeiter schon während des Recruiting-Prozesses fest, ob eine Person zum Unternehmen passt.

Es gibt verschiedene Mitarbeiterbeteiligungsmodelle, die in unterschiedlichen Situationen sinnvoll sind

Sollten Unternehmen alle oder nur einzelne Mitarbeiter beteiligen?

Die Entscheidung, alle oder nur einzelne Mitarbeiter am Unternehmen zu beteiligen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine breite Beteiligung kann die Unternehmenskultur stärken und das Engagement aller Mitarbeiter erhöhen – also die sogenannte Employee Engagement.

Andererseits wirkt eine gezielte Beteiligung bestimmter Schlüsselmitarbeiter oder Teams besonders motivierend. Diesen wird dadurch signalisiert, wie wichtig sie für das Unternehmen sind. Betriebe sollten jedoch darauf achten, dass sich auch Angestellte ohne Beteiligung wertgeschätzt fühlen. Eine Beteiligung als Belohnung für Mitarbeiter, die lange im Unternehmen angestellt sind oder ein Geschäftsziel erreicht haben, stellt eine mögliche Zwischenlösung dar.

Die Entscheidung sollte letztlich auf der Unternehmensstrategie basieren, die die Ziele vorgibt, die Firmen mit der Mitarbeiterbeteiligung verfolgen.

Wie können Unternehmen Mitarbeiter beteiligen?

Für die Umsetzung einer Mitarbeiterbeteiligung gibt es mehrere Wege. Die konkrete Ausgestaltung hängt von den Zielen des Unternehmens, seiner Größe und seiner Struktur ab.

Welche Formen der Mitarbeiterbeteiligung gibt es?

1. Direkte Beteiligungen

Direkte Beteiligungen sind die am häufigsten genutzte Form der Mitarbeiterbeteiligung. Hierbei erwerben Mitarbeiter direkt Anteile am Unternehmen, wie etwa Aktien. Dies macht sie zu Miteigentümern. Bei einem erfolgreichen Geschäftsjahr profitieren sie von jährlichen Ausschüttungen und Dividendenzahlungen.

2. Arbeitgeberdarlehen

Beim Arbeitgeberdarlehen oder Mitarbeiterdarlehen erhalten Arbeitnehmer ein Darlehen von ihrem Arbeitgeber gewährt. Die Darlehenssumme wird getrennt vom Arbeitslohn ausgezahlt. Anders als bei einem klassischen Bankdarlehen sind die Zinsen häufig niedriger. Überschreitet die Summe am Ende des Lohnzahlungszeitraumes jedoch die Freigrenze von 2.600 Euro oder eine monatliche steuerliche Freigrenze von 44 Euro, muss das Arbeitgeberdarlehen als geldwerter Vorteil versteuert werden.

3. Stille Beteiligung

Bei einer stillen Mitarbeiterbeteiligung an einer GmbH oder einem Unternehmen besitzt der Arbeitnehmer Anteile, tritt nach außen allerdings nicht in Erscheinung. Er wird am Gewinn und Verlust des Arbeitgebers beteiligt, jedoch nicht ins Handelsregister eingetragen. Eine Ausnahme bildet eine Aktiengesellschaft.

4. Stock Options (Employee Share Option Plan)

Stock Options sind Optionen, die es Mitarbeitern – häufig Führungskräften – ermöglichen, Aktien des Unternehmens oder GmbH-Anteile zu einem festgelegten Preis zu erwerben. Diese Form der Beteiligung ist besonders in Start-ups und Technologieunternehmen beliebt.

5. Genussrechte

Genussrechte sind eine flexible Form der Mitarbeiterbeteiligung. Sie gewähren Mitarbeitern Rechte am Gewinn oder Umsatz des Betriebs, ohne tatsächliche Anteile am Unternehmen zu erwerben. Mitarbeitende erhalten dabei keine Mitbestimmungsrechte.

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6. Virtuelle Beteiligung (Virtual Employee Stock Option Plan)

Bei der virtuellen Mitarbeiterbeteiligung erhalten Angestellte virtuelle Anteile am Unternehmen. Die beteiligten Mitarbeiter agieren dann als Gesellschafter. Diese Form der Unternehmensbeteiligung bietet finanzielle Anreize, ohne die Eigentumsstruktur des Betriebs zu verändern. Arbeitnehmer erhalten also eine finanzielle Beteiligung, die sich an der Wertentwicklung der echten Anteile orientiert. Diese wird ausgezahlt, wenn

  • der Mitarbeiter aus der Firma ausscheidet,
  • das Unternehmen verkauft wird
  • oder eine Gewinnausschüttung an die Gesellschafter stattfindet.

7. Mitarbeiterbeteiligungsgesellschaften

Bei dieser Form gründen Mitarbeiter eine eigene Gesellschaft, die Anteile am Unternehmen hält. Somit sind die Arbeitnehmer nicht einzeln, sondern als Kollektiv am Unternehmen beteiligt. Besonders bei großen Firmen mit vielen Angestellten und einer erhöhten Personalfluktuation ergibt dieses Mitarbeiterbeteiligungsmodell Sinn.

8. Belegschaftsaktien

Die Belegschaftsaktien kommen für börsennotierte Unternehmen infrage. Mitarbeiter haben die Möglichkeit, eine festgelegte Zahl an Aktien zu einem stark vergünstigten Preis, häufig 20 bis 40 Prozent, zu erwerben. Erst nach 5 Jahren können die Belegschaftsaktien verkauft werden, sodass die Angestellten langfristig am Unternehmen beteiligt bleiben.

9. Gewinnbeteiligung als Sonderzahlung

Als eine der einfachsten Möglichkeiten der Mitarbeiterbeteiligung erhalten Arbeitnehmer bei der Gewinnbeteiligung eine Sonderzahlung zum Jahresende. Diese Gratifikation wird in der Regel am Jahresgewinn des Betriebs oder den erreichten Zielen bemessen.

10. Mitarbeiterguthaben

Beim Mitarbeiterguthaben erhält der Arbeitnehmer ein firmeninternes Konto, auf das regelmäßige Zahlungen als Beteiligung überwiesen werden. Das Guthaben wird fest oder erfolgsabhängig verzinst. Für die Angestellten ist diese Form der Mitarbeiterbeteiligung steuerfrei.

11. Indirekte echte Beteiligung durch eine Beteiligungsgesellschaft

Bei der indirekten Mitarbeiterbeteiligung wird eine Beteiligungsgesellschaft zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber etabliert. Die Gesellschaft dient im Anschluss als Gesellschafter am Unternehmen. Die Mitarbeiter werden an der Gesellschaft beteiligt, was mögliche Mitspracherechte reduziert.

Mitarbeiterbeteiligung bei Start-ups

Für Start-ups stellt die Mitarbeiterbeteiligung ein besonders effektives Mittel dar, direkt nach Firmengründung über das nötige Kapital für qualifizierte Mitarbeiter zu verfügen. Durch eine Beteiligung am Unternehmen können Talente am Arbeitsmarkt angelockt werden, die bereit sind, für das Potenzial zukünftiger Gewinne zu einem niedrigeren Lohn zu arbeiten. Für Mitarbeiter wird diese Art der Mitarbeiterbeteiligung ab dem Punkt interessant, ab dem das Start-up profitabel wird oder möglicherweise verkauft wird. Es besteht jedoch die Gefahr, dass dieser Punkt nie erreicht wird.

Ziele und Effekte von Mitarbeiterbeteiligungen

Die Ziele, die Firmen mit Mitarbeiterbeteiligungen verfolgen, sind vielfältig. Dabei können die Auswirkungen dieser Ziele sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber höchst profitabel sein:

  • Höhere Mitarbeitermotivation durch die Aussicht an einer Gewinnbeteiligung.
  • Größere Attraktivität als Arbeitgeber.
  • Bessere Mitarbeiterbindung, da sich die Angestellten mehr mit ihrem Arbeitgeber identifizieren.
  • Geringere Personalfluktuation und weniger Krankmeldungen.
  • Höhere Produktivität der Mitarbeiter und somit ein höherer Unternehmensgewinn.

Was sind die Vor- und Nachteile einer Mitarbeiterbeteiligung?

Als Corporate Benefit bietet die Mitarbeiterbeteiligung zahlreiche Vor- und Nachteile, die sich auf Unternehmen und Mitarbeiter unterschiedlich auswirken.

Vor- und Nachteile der Mitarbeiterbeteiligung für Arbeitnehmer

Vorteile der Mitarbeiterbeteiligung für Arbeitnehmer:

  • Finanzielle Beteiligung am Unternehmenserfolg.
  • Erhöhtes Gefühl der Wertschätzung und Zugehörigkeit.
  • Langfristige Vermögensbildung und finanzielle Anreize.
  • Stärkere Bindung und Identifikation mit dem Arbeitgeber.
  • Potenzielle Steuervorteile bei bestimmten Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen.
  • Verbesserung der allgemeinen Arbeitszufriedenheit.
  • Entwicklung einer unternehmerischen Perspektive durch ein tieferes Verständnis für Geschäftsprozesse.

Nachteile der Mitarbeiterbeteiligung für Arbeitnehmer:

  • Finanzielles Risiko, wenn die Beteiligung einen großen Teil des persönlichen Vermögens ausmacht.
  • Mögliche Entwertung der Beteiligung bei schlechter Unternehmensperformance.
  • Unklarheit in Bezug auf steuerliche Fragen.

Vor- und Nachteile der Mitarbeiterbeteiligung für Arbeitgeber

Vorteile der Mitarbeiterbeteiligung für Arbeitgeber

  • Höhere Mitarbeitermotivation und -produktivität.
  • Bessere Mitarbeiterbindung und niedrigere Fluktuation und damit eine höhere Planungssicherheit.
  • Gestärkte Unternehmenskultur durch ein enges Gemeinschaftsgefühl.
  • Geförderte unternehmerische Denkweise der Mitarbeiter.
  • Attraktivität als Arbeitgeber für talentierte Fachkräfte.
  • Niedrigere Personalkosten, wenn Mitarbeiter durch eine Beteiligung anfangs für weniger Lohn arbeiten.
  • Mehr Kapital, wenn sich die Angestellten durch Aktienkauf am Unternehmen beteiligen. 

Nachteile der Mitarbeiterbeteiligung für Arbeitgeber

  • Administrativer und finanzieller Aufwand, um Mitarbeiterbeteiligungsprogramme einzurichten und zu verwalten.
  • Risiko der Verdünnung des Aktienwerts für bestehende Aktionäre.
  • Notwendigkeit, eine faire und transparente Beteiligungsstruktur zu schaffen, die alle Mitarbeiter einbezieht.


Disclaimer

Die Inhalte dieses Beitrags sind sorgfältig recherchiert, stellen jedoch keine Rechtsberatung dar. Bitte wenden Sie sich bei konkreten rechtlichen Fragen an einen spezialisierten Fachanwalt.

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