Ablauf, Rechte & Pflichten

Probearbeiten

Der entscheidende Schritt zum neuen Job

Das Probearbeiten ermöglicht Arbeitgebern und Bewerbern, vor einer möglichen Anstellung einen realistischen Eindruck voneinander zu gewinnen. Es ist ein entscheidender Schritt, um sicherzustellen, dass die Zusammenarbeit langfristig funktioniert – sowohl fachlich als auch menschlich.

Damit der Ablauf reibungslos bleibt, sind jedoch einige Fragen zu klären: Wie verläuft das Probearbeiten? Was ist erlaubt, was sollte vermieden werden? Worauf müssen Bewerber und Unternehmen achten?

Was bedeutet Probearbeiten? Definition

Beim Probearbeiten handelt es sich um eine Phase des Recruitings, in der potenzielle Mitarbeiter ihre Fähigkeiten praktisch unter Beweis stellen und dabei ihren zukünftigen Arbeitgeber kennenlernen. Dieses Einfühlungsverhältnis bietet die Gelegenheit, das Unternehmen und die Arbeitsbedingungen hautnah zu erleben. Arbeitgeber wiederum nutzen das Probearbeiten, um herauszufinden, ob der Bewerber nicht nur fachlich, sondern auch menschlich ins Team passt.

Inwiefern unterscheiden sich Probearbeit und Probezeit?

Zwischen Probearbeiten und Probezeit gibt es deutliche Unterschiede:

  • Probearbeiten: Erfolgt, bevor ein Vertrag unterzeichnet wurde und begründet kein Arbeitsverhältnis. Es bietet eine Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen.
  • Probezeit: Startet nach Vertragsabschluss und ist eine Testphase von gewöhnlich maximal 6 Monaten (§ 622 BGB Abs. 3) im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses mit verkürzter Kündigungsfrist.
Ein Probetag ergänzt das Bewerbungsgespräch, um einen umfassenden Eindruck von den Fähigkeiten eines Bewerbers zu erhalten.

Was macht man beim Probearbeiten?

Während des Probearbeitens übernimmt der Bewerber oft Aufgaben, die typisch für die ausgeschriebene Stelle sind. Ziel ist es, dass der Bewerber seine fachlichen Fähigkeiten zeigt, aber auch den Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten demonstriert. Oftmals werden dabei einfache, nicht produktive Aufgaben gestellt, um zu vermeiden, dass der Bewerber als günstige Arbeitskraft genutzt wird.

Welche Aufgaben sind beim Probearbeiten zulässig?

Erlaubt sind Aufgaben, die dem Bewerber einen Einblick in den Arbeitsalltag geben, ohne dass eine verwertbare Arbeitsleistung für das Unternehmen stattfindet:

Zulässige Aufgaben:

  • Mitarbeit an internen Projekten unter Anleitung
  • Unterstützung bei administrativen Aufgaben
  • Teilnahme an Meetings und Workshops als Beobachter

Nicht zulässige Aufgaben:

  • Eigenverantwortliche Kundenbetreuung
  • Verkaufsgespräche und Vertragsabschlüsse
  • Vollständige Bearbeitung von Projekten

Wozu dient die Probearbeit?

Ein Probetag ergänzt das Bewerbungsgespräch, um einen umfassenden Eindruck von den Hard Skills und Soft Skills eines Bewerbers zu erhalten. Dabei zeigt sich, wie selbstständig der Bewerber arbeitet, wie er mit Aufgaben umgeht und ob er ins Team passt und somit der Cultural Fit stimmt. Für Bewerber bietet der Tag die Chance, zu prüfen, ob Aufgabenfeld und Arbeitsumfeld ihren Erwartungen entsprechen. Eine kurze Einarbeitungszeit bleibt dennoch meist erforderlich.

Was muss man beim Probearbeiten beachten?

Beim Probearbeiten gelten verschiedene arbeitsrechtliche Vorgaben, die Arbeitgeber einhalten müssen, um beide Parteien rechtlich zu schützen.

Zu den häufigsten Fragen, die sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber beim Probearbeiten stellen, zählen:

Muss Probearbeiten bezahlt werden?

Beim Probearbeiten wird grundsätzlich keine Vergütung gezahlt, da es sich um ein Einfühlungsverhältnis und kein Arbeitsverhältnis handelt. Arbeitgeber können jedoch auf freiwilliger Basis eine Aufwandsentschädigung für Fahrt- und Verpflegungskosten anbieten. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollte diese Entschädigung klar als solche und nicht als Vergütung für Arbeitsleistung definiert und schriftlich festgehalten werden.

Ist ein Probearbeitsvertrag notwendig?

Rein rechtlich ist ein Probearbeitsvertrag nicht zwingend erforderlich. Es ist jedoch empfehlenswert, eine schriftliche Vereinbarung zu treffen. Diese schützt beide Seiten vor Missverständnissen und schafft Klarheit darüber, welche Rechte und Pflichten während des Probearbeitens gelten.

Folgende Angaben sollten festgehalten werden:

  • Name des Bewerbers und Unternehmens
  • Ort und Zeitraum des Probearbeitens
  • Hinweis auf Freiwilligkeit der Arbeitsleistung und somit auf den nicht vorhandenen Vergütungsanspruch
  • Ansprechpartner für den Bewerber
  • Hausrecht des Unternehmens
  • Vermerk, dass das Probearbeiten jederzeit von beiden Parteien mündlich beendet werden kann

Werden die Punkte festgehalten, hilft dies dabei, Missverständnisse zu vermeiden oder sogar ein unbeabsichtigtes Arbeitsverhältnis zu begründen. Eine mündliche Klarstellung über das Einfühlungsverhältnis und ggf. eine Geheimhaltungsvereinbarung bieten zusätzliche Sicherheit.

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Wann wird beim Probearbeiten unbeabsichtigt ein Arbeitsvertrag geschlossen?

Das Einfühlungsverhältnis beim Probearbeiten wird überschritten, wenn der Bewerber als regulärer Mitarbeiter agiert und produktive Aufgaben übernimmt.

Hinweise auf ein mögliches Arbeitsverhältnis sind:

  • Festgelegte Vergütung
  • Wiederholte oder spezifische Arbeitsanweisungen
  • Feste Pausen- und Arbeitszeiten
  • Dienstkleidung
  • Besuch bestimmter Arbeitsorte

Dürfen Arbeitnehmer trotz Arbeitsvertrag Probearbeiten?

Grundsätzlich ist es Arbeitnehmern erlaubt, auch während eines bestehenden Arbeitsverhältnisses Probearbeiten zu absolvieren. Allerdings sollten sie das bestehende Arbeitsverhältnis nicht gefährden.

Angestellte mit befristeten Vertrag können unter § 629 BGB für Probearbeiten freigestellt werden. Bei unbefristeten Verträgen ist das selten möglich und könnte als Vertragsverstoß gelten. Heimliches Probearbeiten, Krankschreibungen, um einen Probetag wahrzunehmen, oder Probearbeiten im Urlaub sind ebenfalls problematisch.

Arbeitslose müssen bei der Agentur für Arbeit das Probearbeiten anmelden, da die Arbeitslosmeldung für diese Zeit sonst ungültig wird und der Verlust des Arbeitslosengelds droht.

Wie lange darf man Probearbeiten?

Beim Probearbeiten gibt es keine feste gesetzliche Zeitvorgabe, doch meist ist es zeitlich begrenzt auf wenige Stunden bis zu maximal einer Woche. Ein längerer Zeitraum könnte als reguläres Arbeitsverhältnis interpretiert werden und Arbeitgeberpflichten auslösen. Kurze Zeiträume sind daher sicherer.

Bewerber dürfen dabei selbst über Pausen und Arbeitszeiten entscheiden, ohne Weisungsbefugnis des Arbeitgebers, um das Einfühlungsverhältnis zu wahren.

Muss der Arbeitgeber Probearbeiten anmelden?

Solange das Probearbeiten als Einfühlungsverhältnis gilt und kein Arbeitsvertrag zustande kommt, besteht keine Meldepflicht beim Finanzamt und den Sozialversicherungsträgern. Arbeitgeber müssen Bewerber nur dann anmelden, wenn ein reguläres Arbeitsverhältnis entsteht und die Sozialversicherungspflicht besteht.

Sind Arbeitnehmer während der Probearbeit versichert?

Beim Probearbeiten greift in der Regel weder die Sozial- noch die gesetzliche Unfallversicherung, da beide Seiten kein Arbeitsverhältnis eingehen. Daher sollten sich Arbeitgeber vergewissern, dass Bewerberinnen und Bewerber über eine private Unfallversicherung verfügen, um Haftungsrisiken bei Unfällen im Unternehmen zu minimieren.

Ausnahmen bestehen für erwerbslose Bewerber, die von der Arbeitsagentur zum Probearbeiten geschickt werden – diese sind gesetzlich unfallversichert.

Was sind die Vor- und Nachteile von Probearbeiten?

Vorteile von Probearbeiten

  • Realistischer Eindruck: Das Unternehmen kann den Cultural Fit prüfen und der Bewerber lernt die Unternehmenskultur kennen
  • Weniger Risiko: Beide Seiten können vorab testen, ob die Zusammenarbeit funktioniert.
  • Sicherere Entscheidung: Das Probearbeiten ermöglicht beiden Seiten, eine fundierte Entscheidung zu treffen. Und zwar, bevor sie sich langfristig binden.

Nachteile von Probearbeiten

  • Unbezahlte Arbeit: Normalerweise wird das Probearbeiten nicht vergütet, obwohl Bewerber ihre Arbeitszeit anbieten.
  • Rechtliche Unsicherheiten: Ohne klare Vereinbarungen kann es zu Missverständnissen kommen, die im schlimmsten Fall zu einem ungewollten Arbeitsverhältnis führen.
  • Zeitaufwand: Für Bewerber kann das Probearbeiten zeitintensiv sein, besonders wenn es nicht zum gewünschten Ergebnis führt.

Wie können Arbeitgeber einen Probetag vorbereiten? Diese 8 Schritte helfen dabei

Ein gut vorbereitetes Probearbeiten maximiert den Nutzen für beide Seiten und steigert die Candidate Experience. Diese 8 Schritte helfen dabei, das Probearbeiten möglichst effizient zu gestalten:

  1. Vorab klären, welche Kompetenzen der Bewerber zeigen und welche Bereiche er kennenlernen soll.
  2. Ansprechpartnerbereitstellen, Arbeitsplatz und Materialien vorbereiten und das Team über die Anwesenheit des Kandidaten informieren.
  3. Hauptsächlich Beobachtungsaufgaben für den Bewerber planen. Produktive Tätigkeiten sind zu vermeiden, um das Einfühlungsverhältnis zu wahren.
  4. Gegebenenfalls eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschreiben, um vertrauliche Daten zu schützen.
  5. Einfühlungsverhältnisklären und den Bewerber informieren, dass alle Tätigkeiten freiwillig sind und es keine verpflichtende Arbeitsleistung gibt.
  6. Idealerweise kurze Arbeitszeiten festlegen, um das Einfühlungsverhältnis zu wahren.
  7. Bei einer Absage den Bewerber möglichst zeitnah nach dem Probearbeiten informieren und Feedback geben.
  8. Die Kommunikation von Beginn bis Ende möglichst offen und respektvoll gestalten, um Vertrauen zu fördern.


Disclaimer

Die Inhalte dieses Beitrags sind sorgfältig recherchiert, stellen jedoch keine Rechtsberatung dar. Bitte wenden Sie sich bei konkreten rechtlichen Fragen an einen spezialisierten Fachanwalt.

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