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Recrutainment: Wie Sie “spielerisch” Personal gewinnen

Recrutainment ist die Gamifcation des Recruitings

17. April 2024 · 6 Min. Lesezeit · HRworks Redaktion

In Zeiten des Personal- und Fachkräftemangels ist mitunter Kreativität gefragt, um Talente vom eigenen Unternehmen zu überzeugen. Ein spielerischer Ansatz ist dabei Recrutainment – wobei hier “spielerisch” wortwörtlich gemeint ist: Erfahren Sie, wie  HR-Verantwortliche und Recruiter die Gamification des Recruitings einsetzen, um damit ihre Ziele zu erreichen.

Was ist Recrutainment? Definition

Recrutainment ist ein Begriff, der sich aus den Wörtern „Recruitment“ und „Entertainment“ zusammensetzt. Auf Deutsch bedeutet er also so viel wie unterhaltsames Rekrutieren. Bei der „Gamification des Recruitings“ nutzen Personalerinnen und Personaler spielerische Elemente aus der Gaming-Szene und verbinden sie zu innovativen Recruiting-Methoden. Damit versuchen sie, junge Talente anzusprechen und für ihr Unternehmen zu begeistern. Zudem ermöglicht Recrutainment das Beurteilen der Soft Skills von Bewerberinnen und Bewerbern.

Wie funktioniert Recrutainment?

Recrutainment bedient sich spielerischer Ansätze aus der Gaming-Szene. Sogenannte Recruiting Games, wie sie Lars Jansen, Kristof Kupka oder Joachim Diercks im 2023 neu aufgelegten Buch „Recrutainment. Spielerische Ansätze in Personalmarketing und -auswahl“ vorstellen, gestalten den Bewerbungsprozess dynamischer, erlebnisorientierter und ansprechender. Denn dabei setzen Recruiter gezielt auf etwas, was viele Bewerberinnen und Bewerber auch in ihrer Freizeit gerne als Hobby betreiben. Durch diesen Gaming-Bezug schaffen Unternehmen so von vornherein eine positive Candidate Experience.

Recrutainment funktioniert online und offline. Für ein Event vor Ort eignen sich dabei zum Beispiel Spiele, an denen mehrere Kandidaten teilnehmen. In dieser Form von Offline-Recrutainment messen sie sich im direkten Vergleich, sodass HR-Manager wichtige Einblicke in ihre Teamfähigkeit erhalten.

Genauso wie beim Recrutainment vor Ort zielt das Online-Assessment darauf ab, Fähigkeiten, Kenntnisse, Verhalten und Persönlichkeitsmerkmale von Personen zu bewerten. Diese Form des Recrutainments unterstützt neben dem Recruiting zudem auch beim Talentmanagement, bei Weiterbildungen und bei der Leistungsbeurteilung.

Recrutainment-Beispiele: Welche Möglichkeiten gibt es?

Zeitgemäßes Recruiting nutzt unter anderem folgende Methoden:

  1. Serious Games: Diese spielerisch simulative Komponente des Recrutainments setzen HR-Verantwortliche im Rekrutierungsprozess ein. Dabei integrieren sie Simulationen, virtuelle Herausforderungen und Rätsel, um Soft Skills sowie Wissen und Fähigkeiten von Bewerberinnen und Bewerbern zu erkennen.
  2. Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR): Human Resources nutzt VR- und AR-Technologien, um potenziellen Mitarbeitern virtuelle Einblicke ins Unternehmen zu bieten. Diese zeigen ihnen ihren möglichen Arbeitsplatz, die wichtigsten Aspekte der Unternehmenskultur und die Herausforderungen der zu besetzenden Stelle.
  3. Escape-Room Challenges: In Escape Games lösen Bewerber ihre Aufgaben in Teams. Hier stellen sie ihre Problemlösungsfähigkeit ebenso unter Beweis wie ihren Umgang mit Stress und zeigen dabei, ob sie Teamplayer sind.
  4. Blended Recrutainment: Blended Recrutainment bedeutet gemischtes Recrutainment. In dieser Form kombinieren HR-Verantwortliche traditionelle Methoden des Recruitings mit modernen. Geläufige Kombinationen sind das bewährte Vorstellungsgespräch mit integriertem Wissens-Quiz oder Schulungen mit VR-Elementen.
  5. Tests: Digitale Tests dienen dazu, allgemeine intellektuelle Fähigkeiten sowie die für eine bestimmte Position erforderliche Fähigkeiten zu beurteilen. Auch Interessens- und Wertetests unterstützen Personaler dabei, geeignete Kandidaten zu finden.
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Wie Bewerberinnen und Bewerber ihren passenden Arbeitgeber finden – und umgekehrt

Vom Event vor Ort bis zum Blended-Recrutainment bietet die moderne Methode der Personalgewinnung den Kandidaten vielfältige Möglichkeiten, um sich – im wahrsten Sinne des Wortes – in Szene zu setzen. Dabei lässt sich Recrutainment in zwei Arten unterteilen:

Recrutainment in der Selbstauswahl

Beim Recrutainment in der Selbstauswahl wählen Bewerberinnen und Bewerber selbst aus, welche Aufgaben sie erledigen, um ihre Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale zu präsentieren. Die durchgeführten Online-Assessments und Serious Games geben ihnen sowie den Unternehmen wichtige Anhaltspunkte dafür, ob sie für eine bestimmte Stelle geeignet sind.

Recrutainment in der Fremdauswahl

Auch beim Online-Recrutainment in der Fremdauswahl nutzen Unternehmen spielerische Elemente und interaktive Methoden, um Bewerber zu beurteilen. Allerdings schreiben HR-Manager vor, welche Aufgaben die Kandidatinnen und Kandidaten lösen. Außerdem sieht ihnen ein externer Beobachter dabei zu, wie sie beispielsweise Szenarien durchspielen. Auf dieser Grundlage bewertet er, ob die Interessentinnen und Interessenten für eine bestimmte Stelle geeignet sind.

Welche Vorteile bietet Recrutainment?

Die moderne Form des Recruitings bringt vielfältige Vorteile fürs Personalmarketing mit sich. Dazu gehören:

  • Junge Talente anziehen: Da Recrutainment den Rekrutierungsprozess interessanter und unterhaltsamer gestaltet als herkömmliche Rekrutierung, zieht es qualifizierte Fachkräfte aus der Generation der Digital Natives an. Durch die besonders positive sowie einprägsame Bewerbererfahrung identifizieren sich Kandidatinnen und Kandidaten zudem eher mit dem Unternehmen und dessen Kultur.
  • Angestellte mit passenden Fähigkeiten finden: Durch Self Assessments sowie gamifizierte Elemente und Simulationen zeigen Bewerberinnen und Bewerber ihre Fähigkeiten sowie Verhaltensweisen so authentisch wie möglich. Auf dieser Basis gelingt es HR besser einzuschätzen, ob die jeweilige Person für eine bestimmte Position geeignet ist oder nicht.
  • Arbeitgeberimage optimieren: Unternehmen, die innovative Rekrutierungsmethoden nutzen, präsentieren sich fortschrittlich, kreativ und mitarbeiterfreundlich. Somit profitiert eine Firma nachhaltig davon, wenn Arbeitgeber Gamification in Employer Branding, Personalmarketing und Personalauswahl einsetzen – schließlich heben sie sich dabei von ihrer Konkurrenz ab.

Welche Nachteile bringt Recrutainment mit sich?

Die neue Methode aus dem HR-Marketing bietet jedoch nicht nur Vorteile, sondern bringt auch folgende Nachteile mit sich:

  • Hohe Kosten und großer technischer Aufwand: Elemente wie Spiele, Simulationen oder virtuelle Umgebungen zu entwickeln und zu integrieren ist sehr teuer und zeitintensiv. Dafür benötigen Unternehmen spezialisierte Fachkräfte. Diese müssen Angestellte so gut in die Software einarbeiten, dass sie auftretende technische Probleme selbständig lösen. Außerdem ist es essenziell, ethische Standards sowie Datenschutzrichtlinien zu berücksichtigen, zum Beispiel wenn KI personenbezogene Daten analysiert.
  • Zielgruppenabhängig und daher unfair: Recrutainment spricht vor allem junge und gamingaffine Zielgruppen an – viele andere Personen jedoch nicht, die ebenfalls für die Stelle geeignet sind. Gerade ältere Bewerberinnen und Bewerber bringen oftmals keine Vorerfahrung im Gaming mit. Somit kann die Gamification des Bewerbungsprozesses zu einer verzerrten Beurteilung von Kandidaten führen.
  • Überbetonte Soft Skills: Da Recrutainment in erster Linie Soft Skills misst, entfällt in diesem wichtigen Schritt des Recruitingprozesses das Prüfen von Fachkenntnissen. Zudem garantiert das als kollegial eingestufte Verhalten von Bewerbern in virtuellen Umgebungen nicht, dass sie sich im Arbeitsalltag tatsächlich ähnlich verhalten.

Tipp: Weitere Recruiting-Themen finden Sie im HR- und Recruiting-Blog von HRworks.

Kreativität im Recruiting zahlt sich aus

Recrutainment ist die Gamification des Recruitings: Sprechen Unternehmen potenzielle Angestellte auf spielerische Weise an, erreichen sie gerade jüngere Zielgruppen und binden diese aufgrund der intensiveren Erfahrungen beim Recruiting nachhaltiger. Denn Recrutainment ist ideal, um den Rekrutierungsprozess interessanter zu gestalten und zugleich eine fundierte Bewertung der Fähigkeiten von Bewerbern zu erhalten.

Durch die Unterhaltungselemente erhalten HR-Manager einen Einblick in die Charaktereigenschaften der Kandidaten, was zu einer passenderen Kandidatenauswahl führt. Stellen Unternehmen sicher, dass die Rekrutierungsstrategie fair, transparent und effektiv ist, wird Recrutainment zum wertvollen Tool im Human Resources Management.

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