Work-Life-Blending – wenn Berufs- und Privatleben verschmelzen
Work-Life-Blending ist ein modernes Phänomen im sich rasant verändernden Arbeitsalltag von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern: In vielen Branchen ist es zunehmend normal, jederzeit erreichbar zu sein. Dadurch vermischen sich Privatleben und Berufsleben, sodass es keine klare Trennung mehr zwischen Job und Freizeit gibt. Das bringt Möglichkeiten, aber auch Risiken für Unternehmen und deren Angestellte mit sich. Doch welche sind das, wie ist der richtige Umgang mit dem Phänomen und welche Rolle spielt die Human-Resources-Abteilung dabei?
Work-Life-Blending: Definition ‒ was bedeutet Work-Life-Blending auf Deutsch?
Work-Life-Blending bedeutet auf Deutsch “Arbeits-und-Lebens-Vermischung” und beschreibt dementsprechend eine Verschmelzung des Privatlebens mit der Arbeitswelt. Ehemals klare Trennlinien zwischen Beruf und Freizeit existieren nicht mehr. Der Grund: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bestimmen ihre Arbeitszeiten und -orte zunehmend selbst. So nutzt eine Angestellte beispielsweise die Bahnfahrt zu einer Freundin, um während der Fahrt zu arbeiten, oder erledigt ihre Aufgaben am kinderfreien Samstag vom Küchentisch aus. Dabei schaffen Techniken wie das Cloud-Computing, der WLAN-Ausbau in Zügen sowie die Glasfaserleitungen in vielen Wohnhäusern die Voraussetzungen für Work-Life-Blending.
Wie geht die HR-Abteilung mit Work-Life-Blending um?
Die Personalabteilung ist für die Organisation der Arbeitszeit und der Arbeitsbedingungen verantwortlich. In diesen Bereich fallen auch Regelungen zu Arbeitsmodellen wie Homeoffice oder Remote Work. Deshalb ist es die Aufgabe der Personalerinnen und Personaler, für ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Freizeit zu sorgen. Dabei hilft beispielsweise eine HR-Software, welche die Arbeitszeiten und damit auch Überstunden erfasst sowie Regelungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter enthält. Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes aus dem Jahr 2019 verpflichtet Unternehmen ohnehin dazu, die Arbeits- und Pausenzeiten ihrer Arbeitnehmer zu dokumentieren, um deren Arbeitsschutz zu gewährleisten. Eine Zeiterfassung ist daher doppelt relevant.
Work-Life-Blending-Studie: Vor- und Nachteile für Arbeitnehmer und Arbeitgeber
Eine Studie der Software-Bewertungsplattform Capterra aus dem Jahr 2021 zeigt: Während sich aus Sicht der Befragten die Work-Life-Balance durch die Arbeit im Homeoffice verbesserte, litt zugleich ihre Karriereentwicklung darunter. 44 % der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erlitten zudem einen gewissen Grad von Burnout, während sie von zu Hause aus arbeiteten. Die Studie fand zudem heraus, dass 53 % der Befragten im Homeoffice Anrufe auch vor oder nach der Arbeitszeit beantworteten. Im Büro taten dies nur 44 % der Arbeitnehmer. Darüber hinaus arbeiteten 48 % der Homeoffice-Mitarbeiter auch am Wochenende, im Büro waren es lediglich 38 %. Außerdem stieg die Bereitschaft zu Überstunden am heimischen Schreibtisch: 65 % arbeiteten länger – im Büro waren es nur 16 %.
Welche Chancen bietet das Work-Life-Blending?
Die Flexibilität der Arbeitszeiten und die Möglichkeit, am Wochenende zu arbeiten, bieten viele Vorteile für Angestellte. Nehmen sie etwa an einem Sportkurs während ihrer eigentlichen Arbeitszeit teil, arbeiten sie die Stunden einfach nach. Auch andere Termine planen Arbeitnehmerinnen sowie Arbeitnehmer flexibel und gestalten ihren Alltag selbstbestimmt.
Zudem erkennen die Mitarbeiter auf diese Weise die Zeiten, in denen sie am produktivsten arbeiten. Das zeigt sich etwa bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Sind beispielsweise die Kinder nach der Schule oder dem Kindergarten zu Hause, erschweren Lärm oder deren Betreuung die eigene Konzentration. Durch Work-Life-Blending holen Mitarbeiter ihre Stunden stattdessen abends nach, wenn die Kinder im Bett sind.
Welche Probleme sind mit Work-Life-Blend verbunden?
Die Studie von Capterra zeigt auch, dass im Homeoffice mehr Überstunden entstehen. Das liegt etwa daran, dass Arbeitnehmer Geschäftsangelegenheiten nebenbei in der Freizeit erledigen. Zudem empfinden viele Angestellte zu Hause einen erhöhten Leistungsdruck durch die Arbeit, da sie dort weniger sichtbar sind als im Büro. Langfristig beuten sie sich so allerdings selbst aus und leisten mehr als sie müssten. Das geht oftmals mit einem steigenden Gesundheitsrisiko einher, denn das Abschalten von der Arbeit fällt schwerer, wodurch der Berufsalltag mehr und mehr belastend wirkt. Sowohl für den Arbeitgeber als auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist darüber hinaus oft unklar, wann ihre Arbeitszeiten beginnen und wann sie enden.
Work-Life-Blending in der Generation Y: Neue Bedürfnisse
Das Work-Life-Blending hat sich vor allem mit Berufseintritt der Generation Y entwickelt, da diese Flexibilität im Arbeitsleben einfordert. Und auch die nachfolgende Generation Z schätzt die neuen Freiheiten, um ihre Arbeit passend nach ihren Bedürfnissen zu gestalten. Gelingt die Verschmelzung von Privatem und Beruflichem, bietet New Work mehr Raum für die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen.
Bedeutung von Work-Life-Blending für Unternehmen
Die Bedeutung von Work-Life-Blending für Unternehmen ist nicht zu unterschätzen – wenn sie es richtig umsetzen. Denn dann sind ihre Mitarbeiter motivierter, weil sie ihren Tag individuell und selbstbestimmt nutzen. Außerdem sind sie seltener überlastet, weil sie Alltag sowie Arbeit stressfrei miteinander kombinieren und so keine Doppelbelastung entsteht.
Work-Life-Balance und Work-Life-Blending im Einklang: 3 Tipps
Wie gut Work-Life-Balance und Work-Life-Blending miteinander kombinierbar sind, hängt sowohl vom Arbeitnehmer als auch vom Arbeitgeber ab. Daher schafft die HR-Abteilung die nötigen Rahmenbedingungen für ein funktionierendes Tagesgeschäft. Diese drei Tipps helfen dabei:
Tipp 1: Funktionierende Kommunikationswege finden
Eine klare Kommunikation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist wichtig, um zu klären, was gestattet ist und was nicht. Das umfasst beispielsweise Vorgaben zur Kernarbeitszeit, zu Meetings und Abgabefristen.
Darüber hinaus legen Unternehmen fest, wie sie Zeiten erfassen und welche Regelungen für Überstunden gelten. Während einige Angestellte von Work-Life-Blending profitieren, bevorzugen andere die klassischen Arbeitszeiten. Um die Team-Kommunikation auch bei flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice am Leben zu erhalten, sollte das Unternehmen daher einen passenden Kommunikationsweg für regelmäßige Absprachen etablieren.
Tipp 2: Selbstorganisation und Teambuilding fördern
Multitasking beim Remote Work führt schnell zur Überlastung. Daher ist es wichtig, Mitarbeitern eine Struktur zu bieten. Regelmäßige Meetings schaffen einen strukturierten Rahmen, um die täglichen Aufgaben zu verteilen. Dabei unterstützen auch Tools bei der Selbstorganisation und dem Zeitmanagement.
Tipp 3: Überlastung durch mitarbeiterfreundliche Unternehmenskultur vorbeugen
Nehmen Betriebe die freie Zeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ernst, indem sie diese nicht nach Feierabend, am Wochenende oder im Urlaub kontaktieren, wirken sie einer Überlastung entgegen. Eine Software zur Zeiterfassung hilft beispielsweise beiden Seiten, eine Unternehmenskultur zu etablieren, die Rücksicht auf die vereinbarten Erreichbarkeiten nimmt.
Erfolgreiches Work-Life-Blending gelingt durch klare Strukturen
Damit ein fließender Übergang von Arbeits- und Privatleben nicht dazu führt, dass Angestellte permanent zwischen diesen beiden Polen hin- und hergerissen sind, sollten sie klare Absprachen mit Vorgesetzten und Kollegen treffen. Auf diese Weise werden sowohl ihre eigenen als auch die Bedürfnisse des Unternehmens und der Teammitglieder berücksichtigt. Die Aufgabe der HR besteht darin, geeignete Strukturen vorzugeben. Damit das Work-Life-Blending dauerhaft funktioniert, müssen alle Beteiligten Kontakt halten, klar kommunizieren und gemeinsame Lösungen finden.
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