Anspruch, Berechnung und Steuer

Urlaubsgeld

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Was ist Urlaubsgeld?

Urlaubsgeld ist eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers. Ähnlich wie Weihnachtsgeld nutzen einige Unternehmen diese Art der Gratifikation, um für ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einen zusätzlichen finanziellen Anreiz zu schaffen, der sie motiviert. Die Höhe des Urlaubsgeldes variiert dabei von Unternehmen zu Unternehmen. Häufig liegt sie bei 50 Prozent des Bruttogehalts und ergibt zusammen mit dem Weihnachtsgeld ein 13. Monatsgehalt.

Urlaubsgeld ist eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers und ähnlich wie Weihnachtsgeld eine Art der Gratifikation.

Haben Mitarbeiter einen gesetzlichen Anspruch auf die Zahlung von Urlaubsgeld?

Doch ist das Urlaubsgeld Pflicht oder nicht? Das kommt darauf an. Ein pauschaler Rechtsanspruch auf Urlaubsgeld existiert nicht. Dennoch gilt: Selbst, wenn Unternehmen nicht verpflichtet sind, Urlaubsgeld zu zahlen, gibt es in diesem Punkt eine wichtige Einschränkung. Denn die Zahlung von Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld ist eine so genannte betriebliche Übung. Zahlt ein Arbeitgeber einen Zuschuss zum Urlaub als Gratifikation an einige Mitarbeiter des Unternehmens aus, ist er verpflichtet, dies auch für seine anderen Arbeitnehmer zu tun.

Diese Faktoren geben Aufschluss über eine Urlaubsgeldzahlung

In der Praxis sind es mehrere Faktoren, die eine mögliche Urlaubsgeldzahlung beeinflussen:

  1. Eine Tarifbindung des Unternehmens: Eine Online-Befragung im Auftrag des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat 2023 herausgefunden, dass immerhin 74 Prozent der Beschäftigten in tarifgebundenen Unternehmen eine Urlaubsprämie erhielten. Demgegenüber stand eine deutlich geringere Zahl (35 Prozent) von Beschäftigten aus privatwirtschaftlichen Unternehmen ohne Tarifvertrag, die angaben, Urlaubsgeld erhalten zu haben.
  2. Die Unternehmensgröße: Nach Informationen der Studie war neben der Tarifbindung auch die Größe des Unternehmens statistisch gesehen ein wichtiger Faktor bei der Gewährung einer Urlaubsgratifikation. So stieg mit zunehmender Beschäftigtenzahl von Unternehmen die Wahrscheinlichkeit einer entsprechenden Sonderzahlung deutlich an.
  3. Die Einkommensgruppe: Dieselbe Studie hat herausgefunden, dass Beschäftigte mit einem niedrigen Bruttomonatslohn von weniger als 2.300 Euro im Durchschnitt deutlich seltener Urlaubsgeld erhalten als Mitarbeiter in den darüberliegenden Gruppen. Ein Zusammenhang mit der geringeren Tarifbindung in Unternehmen mit entsprechend niedrigeren Löhnen ist wahrscheinlich. Wichtig: Zahlt ein Unternehmen höher bezahlten Mitarbeitern eine Urlaubsprämie, muss es dies aufgrund der Gleichbehandlung auch für Arbeitnehmer tun, die einer niedrigeren Gehaltsgruppe angehören.
  4. Regionale Unterschiede: Mit wenigen Ausnahmen, wie etwa dem Versicherungsgewerbe oder der chemischen Industrie, ist der Urlaubszuschuss im Westen in vielen Branchen immer noch höher als in Ostdeutschland. Dafür liegt jedoch kein sachlicher Grund vor. Vielmehr wird als Begründung die statistisch gesehen niedrigere Tarifbindung im Osten angenommen.

Diese Entlohnung erhalten Arbeitnehmer während ihres Urlaubs

Wie ist grundsätzlich die finanzielle Situation von Arbeitnehmern während ihres Urlaubs geregelt? Der durchschnittliche Urlaubsanspruch liegt nach Informationen des Jobportals Stepstone in Deutschland bei 28 Tagen. Haben Unternehmen und Arbeitnehmer nichts anderes vereinbart, gibt das Bundesurlaubsgesetz Aufschluss über den gesetzlichen Urlaubsanspruch. Der gesetzliche Mindesturlaub ist unter §3 des Bundesurlaubsgesetzes (BUrlG) festgelegt und beträgt 24 Tage. Während dieser Urlaubszeit hat ein Arbeitnehmer im Unternehmen Anspruch auf die Fortzahlung seines normalen Lohns.

Einige Unternehmen ordnen im Rahmen der Urlaubsverwaltung in bestimmten Zeiträumen Betriebsferien an. Ob Mitarbeiter in diesem Zeitraum Urlaub nehmen müssen oder der Arbeitgeber die freien Tage extra gewährt, wird ähnlich wie die Möglichkeit eines zusätzlichen Urlaubsgeldes in Unternehmen unterschiedlich gehandhabt.

Wann bekommt man Urlaubsgeld?

Auch die Frage, wann ein Urlaubszuschuss ausgezahlt wird, lässt sich nicht pauschal beantworten. Dabei kommt es auch darauf an, ob Mitarbeiter in einem tarifgebundenen Unternehmen beschäftigt sind – und ob der jeweilige Tarifvertrag ein Extragehalt für den Urlaub vorsieht. Der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst etwa hat das tarifliche Urlaubsgeld bereits im Jahr 2006 gestrichen. So erhalten Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes keine gesonderte Urlaubsgratifikation mehr. Die Beträge wurden vielmehr in das Tabellenentgelt integriert.

Hat man auch mit einem Minijob Anspruch auf einen Urlaubszuschuss?

Wenn ein Unternehmen einen Urlaubszuschuss zahlt, haben auch Arbeitnehmer mit einem Minijob Anspruch auf die Sonderzahlung. Dafür sorgt der Gleichbehandlungsgrundsatz. Dieser besagt, dass Minijobber gegenüber anderen Arbeitnehmern nicht ungerechtfertigt benachteiligt werden dürfen.

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Das Urlaubsgeld berechnen: Eine Orientierung gibt der Urlaubsgeldrechner

Vor Antritt einer neuen Stelle stellt auch eine mögliche Urlaubsprämie einen Motivationsfaktor dar. Nicht immer ist ihre Höhe bereits bekannt. Allerdings gibt es analog zum Lohnsteuerrechner auch Urlaubsgeldrechner im Netz. Mithilfe dieser Rechner können zukünftige Arbeitnehmer eine mögliche Sonderzahlung für den Urlaub berechnen – das erleichtert in vielen Fällen auch die finanzielle Urlaubsplanung.

Wie wird ein Arbeitgeberzuschuss zum Urlaub versteuert?

Handelt es sich beim Urlaubszuschuss also um eine steuerpflichtige Lohnart des Arbeitgebers oder ist Urlaubsgeld steuerfrei? Steuerrechtlich ist diese Zahlung ein „sonstiger Bezug“ und unterliegt entsprechend der Lohnsteuer, erfordert Sozialabgaben und im Zweifel kommt auch die Kirchensteuer zum Tragen. Der Arbeitgeberzuschuss wird zum Bruttogehalt des Mitarbeiters addiert und mit der Lohn- und Gehaltsabrechnung versteuert. Die Lohnsteuer auf Urlaubsgeld entspricht der Versteuerung einer klassischen Gehaltszahlung.

Beispiel: Frau Hahn aus Stuttgart bekommt von ihrem Arbeitgeber jedes Jahr ein 13. Bruttogehalt in Höhe von 3.350 Euro gewährt. Die Zahlung gliedert sich in Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld und wird mit dem entsprechenden Monatsgehalt ausgezahlt, in dem sie ihr Urlaubs- und Weihnachtsgeld erhält. Frau Hahn ist kinderlos und wird gemäß Steuerklasse 1 versteuert. Auf das Junigehalt inklusive Urlaubsgeld fällt entsprechend eine Lohnsteuer in Höhe von 803 Euro an.

Ist Urlaubsgeld pfändbar?

Ja. Wenn ein Mitarbeiter mutwillig oder versehentlich wichtige Zahlungsverpflichtungen übersieht, kann es unter Umständen zu einer Lohnpfändung kommen. Der Arbeitgeber ist in diesem Fall verpflichtet, die Bezüge des Mitarbeiters zunächst zur Tilgung der Schulden zu nutzen. In diesem Fall kann auch der Urlaubszuschuss verwertet werden.

Urlaubsgeld bei Kündigung: Berechnung orientiert sich an Vertragsbedingungen

Wie sieht es also mit dem Anspruch auf Urlaubsgeld bei Krankheit oder Kündigung aus? Haben Arbeitnehmer anteiliges Urlaubsgeld in ihrem Arbeitsvertrag vereinbart bzw. wird eine anteilige Ausschüttung als betriebliche Übung gehandhabt, erhalten sie die Urlaubsprämie anteilig für die Dauer ihrer Beschäftigung im Unternehmen. Hat ein Mitarbeiter zum Beispiel Anspruch auf 2.400 Euro Urlaubsgeld im Jahr und kündigt zu Ende Juni, werden ihm 1.200 Euro mit dem Junigehalt ausgezahlt. Auch, wenn das Arbeitsverhältnis ruht, etwa bei längerer Krankheit oder während der Elternzeit, können Mitarbeiter (anteiliges) Urlaubsgeld erhalten. Voraussetzung ist allerdings, dass dies in ihrem Arbeits- oder Tarifvertrag entsprechend vereinbart ist.

Urlaubsgeld in der Probezeit

Das Unternehmen zahlt seinen Mitarbeitern regelmäßig ein 13. bzw. 14. Gehalt aus. Herr Müller hat erst vor 6 Wochen als Key Account Manager in der Firma gestartet. Er fragt seinen neuen Arbeitgeber, wie der Urlaubszuschuss in der Probezeit gehandhabt wird. Ab wann kriegt man Urlaubsgeld? Rein rechtlich gesehen ist der Anspruch von Herrn Müller identisch mit dem seiner Kollegen, die schon länger im Unternehmen beschäftigt sind. Die Probezeit selbst hat keine Auswirkungen auf einen Zahlungsanspruch.

Urlaubsgeld: Rückzahlung bei Kündigung ist nicht üblich

Im Falle einer Kündigung wird häufig das Urlaubsgeld anteilig bei Austritt gewährt und mit der letzten Monatsabrechnung verrechnet. Ob der Urlaubszuschuss an bestimmte Voraussetzungen geknüpft ist – beispielsweise an einen auszahlungsrelevanten Stichtag, an dem der Mitarbeiter noch im Unternehmen beschäftigt sein muss, um Urlaubsgeld zu erhalten – regelt der Arbeits- oder Tarifvertrag.

Disclaimer


Die Inhalte dieses Beitrags sind sorgfältig recherchiert, stellen jedoch keine Rechtsberatung dar. Bitte wenden Sie sich bei konkreten rechtlichen Fragen an einen spezialisierten Fachanwalt.

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