Resilienz in Unternehmen stärken: So sichert HR langfristig Erfolg
“Jede Krise birgt die Chance für einen Neuanfang” – das bekannte Sprichwort hat auch im Unternehmensumfeld seine Berechtigung. Mehr denn je haben die vergangenen Jahre gezeigt: Organisationen können mit Herausforderungen wachsen und aus Krisen gestärkt hervorgehen. Mit Erfahrung werden sie widerstandsfähiger für andere kritische Situationen und managen unvorhergesehene Ereignisse besser. Im Fachjargon spricht man von unternehmerischer Resilienz. Doch wie können Unternehmen Resilienz entwickeln? Und welche Rolle spielt HR dabei?
Unternehmerische Resilienz: Definition
Unternehmerische Resilienz – auch organisationale Resilienz – bezeichnet die Fähigkeit von Unternehmen, sich an Krisen und dynamische Veränderungen anzupassen. Resiliente Unternehmen nutzen ihr Wissen und ihre verfügbaren Ressourcen, um schwierige Situationen zu meistern, sich krisenfest aufzustellen und auf Veränderungen zu reagieren.
Resiliente Unternehmen gehen gestärkt aus Krisen hervor
Geopolitische Spannungen, die Corona-Pandemie und Rohstoffknappheiten aufgrund des Klimawandels: Die vergangenen Jahre haben die deutsche Wirtschaft vor eine Vielzahl von Herausforderungen gestellt. Und dabei gezeigt, wie aktuell VUCA ist. Ein Großteil der Unternehmen hat daraus Lerneffekte gezogen, Geschäftsmodelle umgestellt und Mut zu Innovationen aufgebracht. Doch auch wenn das Bewusstsein für die Notwendigkeit unternehmerischer Resilienz vorhanden ist, scheint es in vielen Unternehmen noch an einer strategischen Verankerung dieser Widerstandsfähigkeit zu mangeln.
Resilienz ist noch nicht strategisch verankert
Eine aktuelle Kundenbefragung des Fachverbands Organisationsentwicklung + Change Management im Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) e. V. hat ergeben, dass 81 Prozent der Unternehmen in Deutschland organisationale Resilienz für ein sehr relevantes Thema halten. Die Annahme: Durch Resilienz sind Unternehmen besser auf Ausnahmesituationen vorbereitet, können professionell darauf reagieren und die Herausforderung im Nachgang vorausschauend reflektieren.
So viel zur Theorie: Aktuell schätzt jedoch noch mehr als jede dritte Firma (39 Prozent) die individuelle Resilienz als gering bzw. sehr gering ein. So gibt es in 87 Prozent der Unternehmen bislang keine Resilienzstrategie und für die Umsetzung fehlt nach den Befragungsergebnissen in mehr als einem Drittel der Firmen (37 Prozent) qualifiziertes Personal.
Wer ist für die Resilienz eines Unternehmens verantwortlich?
Resilienz im Unternehmen ist ein disziplinübergreifendes Thema, das Abteilungen in der gesamten Organisation betrifft.
Human Resources
In vielen Bereichen ist es die Abteilung von Human Resources, die sich mit unterschiedlichen Mitteln dem Thema Resilienz nähert und dafür sorgt, dass ein Unternehmen besser auf Veränderungen reagieren kann. Ähnlich wie die persönliche Resilienz Menschen mehr Gelassenheit und Zutrauen schenkt, kann Resilienz auch in der Wirtschaft den Boden für Innovation und Wachstum liefern.
Dabei steht der Mitarbeiter als zentrale Säule unternehmerischer Resilienz im Fokus. Wenn Arbeitnehmer selbst mit ihrem Unternehmen eine Krise durchstehen, gewinnen sie wertvolle Eindrücke für die Zukunft. Das trägt auch zur Förderung einer positiven Einstellung bei: Herausforderungen sind lösbar, sie kosten nicht zwangsläufig die Existenz.
Positive Erfahrung stärkt Zutrauen
Haben Mitarbeiter mit ihrem Arbeitgeber eine Krise souverän gemeistert, wirkt sich das positiv auf die Employee Experience aus. Die Mitarbeiterzufriedenheit wächst und damit auch die Mitarbeiterbindung. Regelmäßige Weiterbildungen und Schulungen zum Thema Krisenmanagement in HR bereiten HR-Mitarbeiter für solche Fälle vor, indem sie Wissen und Erfahrungen sowie mögliche Lösungsansätze an die Hand bekommen.
Nachhaltiges Personalmanagement
Gänzlich unverzichtbar für die organisationale Resilienz sind eine moderne Führungskultur und nachhaltiges Personalmanagement. Beide basieren insbesondere auf einer offenen Kommunikation zwischen der Geschäftsführung und den Mitarbeitern, einer wertschätzenden Unternehmenskultur und Vertrauen. Idealerweise ziehen alle Mitarbeiter der Geschäftsführung – vom CEO über den CFO bis hin zum CHRO – an einem Strang. Wenn Führungskräfte Einigkeit zeigen und Teams in Entscheidungen miteinbeziehen, erhöht dies nachweislich Kreativität und Engagement.
Lernkultur entscheidet für Mitarbeitererfahrung
Eine gesunde Lernkultur trägt zudem dazu bei, dass Mitarbeiter Fehler als Lernchance nutzen und sich so auch kontinuierliche Verbesserungen verankern können. Davon profitiert insbesondere das Employee Wellbeing. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass Unternehmen auf wertschätzende, zeitgemäße Feedback-Methoden achten und die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz durch eine ausgewogene Work-Life-Balance schützen.
Kommunikation und PR
Sowohl die externe als auch die interne Kommunikation sind für das Thema unternehmerische Resilienz wichtig. Über Newsletter, Rundmails und Intranet-Dienste erhalten Mitarbeiter aktiv Informationen. Das schafft auch in Krisensituationen Verständnis und ist ein Zeichen von Wertschätzung. Mitarbeiter erfahren, wie und warum die Geschäftsführung bestimmte Entscheidungen trifft und welche Strategien und Maßnahmen für die Zukunft geplant sind.
Wie können Unternehmen ihre Resilienz aktiv stärken?
Organisationen können ihre Resilienz auf verschiedenen Ebenen verstärken. Dabei unterscheidet man verschiedene Teilbereiche von Resilienz, an denen es jeweils Hebel und Stellschrauben gibt:
Strategische Resilienz
Durch die Diversifizierung von Produkten, Dienstleistungen, Märkten und Lieferketten schaffen Unternehmen eine gute Grundlage dafür, dass sie nicht von einem einzigen Zulieferer oder Absatzmarkt abhängig sind. Ein Beispiel: Durch die Blockade des Suezkanals durch das Containerschiff “Ever Given” 2021 waren wichtige Produktionsstandorte in Fernost über viele Monate kaum zu erreichen. Hier konnten Unternehmen punkten, die Verträge mit alternativen Zulieferern und Produktionsstätten an anderen Standorten unterhielten.
Krisen mit Innovation begegnen
Auch der Einsatz von Frühwarnsystemen ist sinnvoll, um Markttrends, Kundenverhalten und regulatorische Veränderungen kontinuierlich zu beobachten, um im Falle einer möglichen Krise schnell zu reagieren. Ist zum Beispiel absehbar, dass ein Produkt wegen regulatorischer Probleme vom Markt genommen wird, tun Unternehmen gut daran, diese Veränderung möglichst früh zu erkennen und mit alternativer Ware Umsatzeinbußen entgegenzuwirken.
Was wäre, wenn unser Produkt morgen verboten würde?
Als beispielsweise Einwegplastik weitestgehend vom Markt verschwand, punkteten Hersteller, denen es gelang, nachhaltige Alternativen zu entwickeln. In der Praxis kommen an dieser Stelle häufig sogenannte „Was-wäre-wenn“-Analysen zum Einsatz. Als „Probe für den Ernstfall” befähigen sie Unternehmen, auf eine Herausforderung flexibel zu reagieren.
Operative Resilienz
Im Bereich der operativen Resilienz geht es vor allem darum, Redundanzen aufzubauen – praktisch Kopien wichtiger Informationen und Systeme, die im Falle einer Krise eine schnelle Wiederherstellung ermöglichen. Das kann etwa bei einem Cyberangriff existenzrettend sein.
In diesem Zuge ergibt es Sinn, einen starken Fokus auf die Prozessflexibilität zu legen: Resiliente Unternehmen gestalten ihre Produktions- und Serviceprozesse dahingehend, dass sie im Ernstfall schnell umgestellt werden können.
Dabei spielt die Digitalisierungeine wichtige Rolle. Durch Automatisierung und Cloud-Lösungen erhöhen viele Organisationen ihre Standort- und Zeit-Unabhängigkeit deutlich. So ist etwa während eines Wasserschadens im Betrieb ein schneller Umzug der Mitarbeiter ins Homeoffice möglich.
Finanzielle Resilienz
Doch wie stellen Unternehmen sicher, dass sie auch in finanzieller Hinsicht genügend Widerstandsfähigkeit besitzen? Liquiditätspuffer in Form von ausreichenden Rücklagen oder Kreditlinien für Krisenfälle sind an dieser Stelle unverzichtbar.
Einige Unternehmen schwören darauf, die Kostenstruktur möglichst flexibel zu halten. Indem sie den Anteil variabler Kosten erhöhen, können sie bei Umsatzeinbußen im Zweifel schneller reagieren.
Auch dem Risikomanagement kommt hier eine wichtige Bedeutung zu. Versicherungen und Absicherungen setzen Unternehmen dabei gezielt ein, um im Krisenfall den Schaden möglichst gering zu halten und den Fokus so auf die Zukunft richten zu können.
Technologische Resilienz
Auch die technologische Resilienz ist im Zeitalter der Digitalisierung enorm wichtig. Unternehmen erhöhen ihre eigene IT-Sicherheit, indem sie sich durch Firewalls, Schulungen und Notfallpläne vor Cyberangriffen schützen bzw. im Ernstfall die Auswirkungen von Hackerattacken möglichst gering halten.
Regelmäßige Technologie-Updates helfen dabei, Systeme modern zu halten. Auch präventive Daten-Backups und Wiederherstellungspläne tragen dazu bei, die Wiederaufnahme des Betriebs nach Ausfällen so unkompliziert wie möglich zu gestalten.
Resilienz als wichtiger Wettbewerbsfaktor
Krisen können Unternehmen in die Knie zwingen – oder aber sie schaffen die Grundlage für Innovation, neue Wege und nachhaltiges Wachstum. Wichtig für die Frage, wie Organisationen Herausforderungen meistern, ist das Thema Resilienz. Dabei übernehmen HR-Abteilungen eine wichtige steuernde Funktion. Wenn es Unternehmen und Personalverantwortlichen gelingt, Resilienz im Unternehmen strategisch zu verankern, aus Fehlern zu lernen und agil und vorausschauend zu wirtschaften und Entscheidungen zu treffen, gewinnen sie eine wichtige Fähigkeit, die sie im Wettbewerb voranbringt und ihre Existenz nachhaltig sicherstellt.
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