Eine menschlichere Arbeitswelt? Wie KI die Arbeit bis 2040 revolutioniert
Mensch trifft Maschine: Künstliche Intelligenz verändert unsere Arbeitswelt, so viel ist klar. Aber wie wird die Arbeit in Zukunft genau aussehen? Setzt Künstliche Intelligenz dem aktuellen New-Work-Trend ein Ende, der mehr Menschlichkeit in die Arbeitswelt bringen sollte? Oder hilft KI im Gegenteil sogar dabei, intelligentere New-Work-Modelle umzusetzen? Welche Impulse die aktuelle KI-Welle in die Arbeitswelt tragen könnte. Und wie Personalmanager im Jahr 2040 arbeiten werden.
New Work und KI: Was ChatGPT ändern wird
New Work ist ein Megatrend, dem in den vergangenen Jahren kein Unternehmen und kein Personalmanager entgehen konnte: Die klassische Karriere hat ausgedient, ebenso wie die rationale Leistungsgesellschaft, heißt es allenthalben. Die Sinnfrage ist in der Unternehmenswelt in den Vordergrund gerückt, und die Grenzen zwischen Privat- und Arbeitsleben haben sich aufgelöst oder mindestens verschoben. Auch die gewohnten Rollen, Stellenbeschreibungen und Hierarchien lösen sich auf – und machen Platz für beweglichere Prozesse, Kompetenzprofile und Organisationsstrukturen.
Kurzum: Es soll menschlicher zugehen in Unternehmen, emotionaler, agiler und sozialer. Menschen sollen sich in der New-Work-Welt, frei nach Fritjhof Bergmann, Philosoph und Begründer der New-Work-Bewegung, dafür entscheiden können, „was sie wirklich, wirklich tun“ wollen.
Was bedeutet nun der Auftritt der neuesten Entwicklungsstufe Künstlicher Intelligenz, der generativen KI, für den Megatrend New Work?
Bedeutet KI das Ende des New-Work-Trends?
Künstliche Intelligenz in Form generativer KI-Systeme wie ChatGPT und DALL-E scheint die Annahmen der New-Work-Bewegung auf den ersten Blick auf den Kopf zu stellen: Statt Maschinen die lästigen, stupiden Alltagsarbeiten zu überlassen, übernehmen diese plötzlich Kreativ- und Wissensarbeit – also genau die Aufgaben, die viele Menschen „wirklich, wirklich“ tun wollen. Das verunsichert viele Arbeitnehmer. Und löst Ängste aus, dass durch Künstliche Intelligenz viele attraktive Arbeitsstellen verloren gehen könnten – auch wenn aktuelle Analysen und Studien eher davon ausgehen, dass zwar Stellen wegfallen, aber noch mehr neue Arbeitsplätze entstehen werden.
Die Befürchtung: Durch KI könnte das Momentum der New-Work-Bewegung verloren gehen – weil Arbeitgeber Fachkräfte leichter ersetzen können, und weil Menschen gezwungen sein könnten, mit den extrem effizienten und produktiven Maschinen mitzuhalten.
Doch es gibt Grund für Optimismus. Das Gegenteil könnte der Fall sein: KI könnte den New-Work-Trend am Ende sogar beschleunigen und verstärken. Und das Personalmanagement revolutionieren.
Wie KI uns helfen könnte, die Schattenseiten von New Work in den Griff zu bekommen
Denn eine große Chance der KI liegt darin, dass sie uns erlösen könnte aus dem allgegenwärtigen Gefühl der Überforderung in der digitalisierten Arbeitswelt: Angesichts der vielen neuen, digitalen und virtuellen Arbeitswerkzeuge und Arbeitsumgebungen, mit denen wir uns in der digitalisierten Arbeitswelt heute auseinandersetzen müssen, fühlen sich viele Menschen überfordert. Diese Überforderung ist eine der Schattenseiten von New Work. Genährt wird sie durch Komplexität, Kommunikations-Overload, ständig wechselnde Rollen und agile Anforderungsprofile. Zukunftsfähiges und nachhaltiges Personalmanagement muss darauf hinwirken, diese Stressoren zu reduzieren und das Wohl der Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen.
Hier kommt die KI ins Spiel – und ihre jüngsten Entwicklungssprünge womöglich gerade zur rechten Zeit. Viele Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass wir alle schon in einigen Jahren unsere ganz persönlichen, für unsere Bedürfnisse individuell trainierten KI-Assistenten ständig bei uns tragen werden – im Privat- wie auch im Berufsleben. Sie werden für uns im Internet surfen, unseren Terminkalender im Blick behalten, unsere Social-Media- und Job-Profile optimieren, wichtige Informationen aus verschiedenen News-Quellen für uns auf Relevanz und Wahrheitsgehalt prüfen und zusammenfassen, Chats und Nachrichten über viele verschiedene Plattformen hinweg koordinieren, Telefonate für uns übernehmen, Nachrichten formulieren und uns auch daran erinnern, regelmäßig Pausen zu machen.
Statt für jede dieser Hilfsfunktionen, wie bisher, eine eigene App oder Plattform zu nutzen, werden KI-Assistenten in Zukunft auf viele verschiedene Anwendungen zugreifen, diese koordinieren und so personalisiert auf uns zugeschnittene Ergebnisse produzieren. So könnten sie für eine neue Übersichtlichkeit sorgen, die den Stress der modernen Arbeitswelt reduziert.
KI-ready: Wie hilft KI Personalmanagern bei der New-Work-Strategie?
Für Unternehmen ist das eine gute Nachricht – denn aktuell verbreitete Phänomene wie Burnout, Quiet Quitting oder Job Ghosting haben auch etwas damit zu tun, dass Bewerber und Mitarbeiter sich in vieler Hinsicht von der modernen Arbeitswelt überfordert fühlen.
Die Erkenntnis, dass Künstliche Intelligenz im Personalwesen eine echte Hilfe werden könnte, setzt sich zunehmend durch: Immer mehr Menschen erkennen die Chancen von KI. Damit wird es für Arbeitgeber zu einem wichtigen Attraktivitätsfaktor, sich als „KI-ready“ zu positionieren und zu zeigen, dass sie in der Lage sind, ihre Mitarbeitenden durch den klugen Einsatz intelligenter Assistenten zu entlasten.
Eine aktuelle Studie von Stepstone zeigt, dass in Deutschland bereits 44 Prozent der Menschen solche Arbeitgeber für besonders attraktiv halten, die beim Einsatz von KI bereits führend sind. 59 Prozent der Befragten hoffen darauf, dass KI bei der Entscheidungsfindung am Arbeitsplatz helfen wird.
Intelligente, neue Arbeit: Wie geht Personalmanagement 2040?
New Work trifft KI: Wie könnte eine Arbeitswelt im Jahr 2040 aussehen, wenn es gelingt, die beiden Megatrends geschickt zusammenzubringen?
- Die richtigen Personen für den richtigen Job: Intelligente Assistenten helfen Personalmanagern und anderen Entscheidern dabei, die jeweils passenden Mitarbeiter und Bewerber mit den passenden Kompetenzen für jede Aufgabe zu finden – und herauszufinden, wie sie diese für eine neue Aufgabe am besten motivieren können.
- Mitarbeiter und Skills stets up to date: KI-gestützte Hilfsprogramme unterstützen Mitarbeitende dabei, wichtige Future Skills zu entwickeln – und sich an schnell verändernde Anforderungsprofile der digitalisierten Arbeitswelt anzupassen.
- Zeit für die wichtigen Dinge: Personaler haben repetitive administrative Aufgaben im Recruiting, im Pre-Employment Screening von Bewerbern oder bei der Leistungsanalyse, in der Zeiterfassung und zur Mitarbeiterbindung an KI-Assistenten abgegeben – und können sich nun auf das kontinuierliche Re- und Upskilling der Teams konzentrieren.
- Virtuelle Arbeitsräume für größere Flexibilität: Mitarbeitende arbeiten in einer zunehmend dreidimensionalen virtuellen Arbeitsumgebung – in der Hologramme, kollaborative Roboter und persönliche Avatare eine wichtige Rolle in der Kommunikation und Zusammenarbeit spielen. Im Onboarding werden zum Beispiel virtuelle Hilfssysteme immer wichtiger.
- Mensch und Maschine im Griff: Unternehmen, die Technologie- und Sozialkompetenz verbinden, gewinnen an Attraktivität als Arbeitgeber. Vermeintlich weiche Sozialkompetenzen haben in dieser technologisierten Arbeitswelt an Bedeutung gewonnen statt verloren.
Welche Kompetenzen werden in der neuen Arbeitswelt gefragt sein?
Der aktuelle Future of Jobs Report des World Economic Forum zeigt: Unternehmen stellen sich darauf ein, dass in der neuen Arbeitswelt 34 Prozent aller geschäftsbezogenen Aufgaben von Maschinen ausgeführt werden, während die restlichen 66 Prozent von Menschen erledigt werden.
Von ihren menschlichen Mitarbeitern erwarten Unternehmen in der neuen Arbeitswelt als Future Skills daher vor allem hohe kognitive und soziale Fähigkeiten: Sie müssen in der Lage sein, am Arbeitsplatz komplexe Problemlösungen zu entwickeln und umzusetzen.
Mitarbeiter werden dazu technische und soziale Skills verbinden müssen, um in der neuen Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Zwar werden verstärkt Technik-Experten wie KI- und Machine-Learning-Spezialisten gefragt sein, um in Unternehmen das nächste Level der Digitalisierung erfolgreich umzusetzen. Laut dem Report des World Economic Forum werden die am meisten gefragten Kompetenzen in der intelligenten, neuen Arbeitswelt aber folgende sein:
- Analytisches Denken
- Resilienz und Flexibilität
- Neugier und Offenheit für lebenslanges Lernen
- Empathie
- Soziale und emotionale Intelligenz
- Aktives Zuhören
- Leadership
- Sozialer Einfluss
- Technologisches Verständnis
Auch die Offenheit, neue technologische Möglichkeiten aktiv und konstruktiv zu nutzen, macht einen wertvollen Mitarbeiter in der neuen Arbeitswelt aus.
Künstliche Intelligenz macht die Arbeitswelt menschlicher
Der „Rat der Arbeitswelt“, der als Expertengremium Bundesarbeitsminister Hubertus Heil berät, kommt zu dem Schluss: In der Arbeitswelt der Zukunft ist Arbeit in erster Linie eines: menschengerecht. Nachhaltige Arbeit ist die wichtigste Ressource für die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft.
Unterm Strich gilt also: New Work und Künstliche Intelligenz sind kein Widerspruch. Die Zeichen stehen gut, dass Digitalisierung und KI einen Beitrag dazu leisten werden, die Arbeitswelt der Zukunft menschengerecht zu gestalten.
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