Das Eisbergmodell in der Kommunikation: Wirkung unter der Oberfläche
Jeder kennt das: Wenn Menschen miteinander reden, kommt es immer wieder zu Missverständnissen. Das ist besonders ärgerlich, wenn klare Worte gebraucht werden. Die Ursachen dafür liegen meist unter der Oberfläche, auf der sogenannten Beziehungsebene. Genau hier setzt das Eisbergmodell (engl. Iceberg Theory) an: Das Eisbergmodell, oder auch Eisberg-Modell, ist ein Kommunikationsmodell, das nicht nur im Coaching oder in der Psychologie, sondern auch im Unternehmenskontext wertvolle Einblicke bietet.
Besonders in der zwischenmenschlichen Kommunikation von HR-Verantwortlichen, Führungskräften und Mitarbeitern hilft das Modell dabei, Konflikte und Missverständnisse besser zu verstehen und gezielt zu entschärfen. Wer das Eisbergmodell kennt, kann Gespräche bewusster und erfolgreicher steuern, weil er erkennt, was unausgesprochen mitschwingt.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Eisbergmodell ist ein Kommunikationsmodell, das beschreibt, dass lediglich 20% der zwischenmenschlichen Kommunikation sichtbar ist. Der erheblich größere Teil von 80% ist unsichtbar. Ähnlich wie bei einem Eisberg ist der größte Teil unsichtbar (unter Wasser).
- Es unterscheidet die sichtbare sowie bewusste Sachebene und die unsichtbare, unbewusste und emotionale Beziehungsebene.
- Es spielt auch in der Arbeitswelt eine große Rolle, da viele Probleme nicht auf der Sachebene entstehen, sondern durch zwischenmenschliche Missverständnisse. Es können Konflikte in Teams und Unternehmen vermieden werden. So hilft das Eisbergmodell, Kommunikation zu erleichtern.
Was ist das Eisbergmodell? Über Ursprung und Grundidee
Das Eisbergmodell geht auf die Theorien von Sigmund Freud zur menschlichen Psyche zurück. Das Modell beschreibt eine zentrale Einsicht in die menschliche Kommunikation: Worte, Gesten und Mimik als bewusste und sichtbare Komponenten eines Gesprächs machen nur einen kleinen Teil aus.
Der weitaus größere und im Wasser verborgene Teil, also Emotionen, Erfahrungen oder unbewusste Motive, bleibt unsichtbar.
80/20 statt 90/10: Symbolik und Bedeutung der Eisberg-Kommunikation
Die Metapher des Eisbergs verdeutlicht dies: Obwohl echte Eisberge zu etwa 90 Prozent unter Wasser liegen, arbeitet das Kommunikationsmodell in Anlehnung an das Pareto-Prinzip mit einer 80/20-Verteilung.
Dieses Prinzip besagt, dass 80 Prozent der Ergebnisse häufig durch 20 Prozent der Ursachen entstehen. Übertragen auf das Eisbergmodell heißt das: Nur etwa 20 Prozent der Kommunikation ist sichtbar: Zahlen, Daten und Fakten auf der Sachebene. Die restlichen 80 Prozent (Emotionen, Motive, Körpersprache) wirken verdeckt, also auf der Beziehungsebene. Gerade diese nicht direkt im Blick liegenden, unsichtbaren Teile des Eisberges haben maßgeblichen Einfluss auf den Verlauf eines Gesprächs.
In Human Resources wird das Verständnis für die Beziehungsebene immer wichtiger, vor allem bei der Gestaltung nachhaltiger Kommunikationsstrukturen.
Interessanterweise wurde die Bildsprache des Eisbergs nicht nur in der Psychologie aufgegriffen: Auch der Schriftsteller Ernest Hemingway nutzte sie, um seine Erzähltechnik zu beschreiben, bei der die Bedeutung der Story größtenteils unter der Oberfläche bleibt und sich nicht auf den ersten Blick erschließt.
Kommunikationsmodell mit Tiefe: Beziehungsebene und Sachebene
Viele Konflikte in der Arbeitswelt entstehen nicht durch sachliche Fehler, sondern weil das, was zwischen den Zeilen mitschwingt, übersehen wird. Das Eisbergmodell macht deutlich, wie stark oft unausgesprochene Emotionen, unausgesprochene Erwartungen oder alte Erfahrungen die Kommunikation beeinflussen, ohne dass es den Beteiligten bewusst ist.
Ein prägendes Beispiel für diese Sichtweise liefert der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick, passend zum Eisbergmodell. Watzlawick betont ebenfalls, dass jede Kommunikation immer auch eine Beziehungsebene enthält, selbst dann, wenn ausschließlich sachliche Inhalte besprochen werden. Entsteht ein Missklang, liegt das Problem selten im Inhalt, sondern in der emotionalen Ebene darunter. Gerade in der Arbeitswelt führt das zu Konflikten auf der Sachebene, die in Wahrheit tiefere Ursachen haben.
HR-Abteilungen und Führungskräfte, die das Eisbergmodell in der Kommunikation berücksichtigen, schaffen es eher, Mitarbeitergespräche konstruktiv zu gestalten, Konflikte frühzeitig zu erkennen und Missverständnisse zu vermeiden. Die bewusste Auseinandersetzung mit beiden Ebenen ist somit Grundlage für ein funktionierendes Miteinander im Unternehmen.